Es ist Winter und Wandern ist deshalb nicht möglich!? Denkste! Winterwandern macht Spass und bietet eine gesunde Portion frische Luft und aktive Erholung! Und – es macht stolz. Stolz, sich trotz kalter Temperaturen hinaus ins Freie gewagt zu haben. Sich überwunden zu haben.
Und mit kalten Wangen, dafür ganz zufrieden, in die warme Stube nach Hause zurückzukehren.
Winterwandern ist vielfältig. Es ist nahezu überall möglich, wo es im Winter Schnee gibt. Am schönsten ist Winterwandern in der Natur. In tief verschneiten und wenig begangenen Landschaften und Wäldern. Obwohl das Wandern in der Freizeit-Gunst vieler Menschen immer weiter nach oben klettert, ist man im Winter oftmals allein draussen zu Fuss unterwegs.
Kennst du das erhebende Gefühl, deine eigenen Spuren in einer frisch verschneiten Schneelandschaft zu ziehen?
Einfach toll!
Wandern in einer Winterwunderlandschaft bietet nicht nur Erholung, sondern auch ganz besondere Momente natürlicher Stille. Man sagt: Leise rieselt der Schnee. Mir erscheint dieses Bild symptomatisch für den Reiz des Winterwanderns.
Alles scheint wie in Watte gepackt. Das Aufsetzen deiner Füsse im Schnee ist das einzige Geräusch, dass die natürliche Ruhe durchbricht. Ringsherum wanderst du durch das weite Weiss, das seinen Charakter der Wetterstimmung anpasst. Winterwandern bietet unterschiedliche Erfahrungen, wenn du bei Sonnenschein und blauem Himmel oder bei garstigem kalten Winterwetter unterwegs bist. Beides hat seine Schönheit, die sich erst erschliesst, wenn man sich trotz spürbarer Kälte aufrafft …
… und die folgenden Tipps beachtet!
Meine hilfreichsten Tipps für genussreiches Winterwandern
1. Tipp:
Um Skigebiete machst du am besten einen weiträumigen Bogen. Reizvoll am Winterwandern ist es, das Knirschen des Schnees zu hören, eigene Spuren im Schnee zu hinterlassen und sich auf Augenhöhe mit der winterlichen Natur zu begeben. Das wird nicht gelingen, wenn du in einem Skigebiet mit Jubel und Trubel unterwegs bist.
Winterwandern bringt den stillen Geniesser in dir hervor.
2. Tipp:
Richtig bekleidet ist doppelt genossen! Ich empfehle dir, dich nach dem Zwiebelprinzip auszurüsten, so dass die je nach Wetterlage und Temperaturen eine Schicht Klamotten an- oder ablegen kannst. Vier Dinge gehören auf jeden Fall beim Winterwandern zur Pflichtausrüstung:
# Sonnenschutz – Sonnenbrille und Sonnencreme —> Achtung: Schnee spiegelt das UV-Licht, das heisst, auch wenn die Sonne nicht scheint, brauchst du Sonnenschutz!
# Mütze – über den Kopf gibst du am schnellsten und meisten Körperwärme ab —> immer eine Mütze dabei haben!
# Handschuhe – Winterwandern ist langsame Erholung. Sie kann auch anstrengend sein (bei tiefem Schnee oder in den Bergen). Doch man ist nicht immer gleich auf Betriebstemperatur. Handschuhe leisten dafür verlässliche Dienste —> am besten solche, die eine Mischung aus Fäustlingen und Fingerhandschuhen sind und bei Bedarf “aufgeklappt” werden können!
# Sitzkissen – Wer im Winter wandert, macht meist mehr kurze, statt wenige lange Pausen. Ein Sitzkissen vollbringt dann wahren Wunder, sorgt es doch für einen überraschend wärmlichen Sitz auf dem weissen Nass —> trotzdem: aufpassen, dass man während der Pause nicht auskühlt und rechtzeitig weiter wandern.
Eine Stirnlampe kann sich als guter Freund in der Not herausstellen, wenn du wesentlich länger unterwegs bist als geplant. Immerhin wird es im Winter bereits um 16 Uhr dunkel oder zumindest dämmrig!
3. Tipp:
Wenn es draussen kalt ist, gibt es fast kein intensiveres Gefühl, als bei einer Wanderpause warmen Tee (oder andere warme Getränke) aus der Thermoskanne zu trinken. Dieses Gefühl, wie sich der Körper wieder von innen aufwärmt, wenn das warme Getränk durch den Körper fliesst, tut jedes Mal wieder unbeschreiblich gut.
Wenn es bitterlich kalt ist, kann das mitgeführte Essen schon mal gefroren sein, wenn Pausenzeit ist. An solchen Tagen lohnt es sich, den Müsliriegel oder das Sandwich eine halbe Stunde vor der Pause in Hosen- oder Jackentasche zu stecken, damit es durch Körperwärme essbar gemacht wird – also “auftaut”.
4. Tipp:
Wanderstöcke nicht vergessen! Winterwandern ist anstrengender als man im ersten Moment glauben mag. Auf geräumten Winterwanderwegen, die vom tiefen Schnee befreit sind, kann es beschwerlich sein, weil der Grip beim Wandern auf Schnee einfach nicht so greifbar ist, wie im Sommer. Wandern im Tiefschnee ist die Königsdisziplin und lässt einen leicht ausser Puste kommen. In beiden Fällen sorgen Wanderstöcke für ein erhöhtes Wandervergnügen. Sie erleichtern den Beinen die Arbeit und sorgen gleichzeitig noch für Training in den Armen.
Auch in rutschigen Abstiegen sind Wanderstöcke Gold wert! Also, nicht vergessen und unbedingt mitnehmen!
5. Tipp:
Beim Winterwandern geht es nicht um Schnelligkeit, sondern um Vergnügen. Es geht um die Freude am Draussensein, um aktive Erholung und einen stimmungsvollen Aufenthalt in einer verschneiten Landschaft. Der Spass an der Freude ist umso grösser, umso gleichmässiger und ökonomischer du wanderst.
Langsam ist das neue Schnell. Im Leben wie auf einer Winterwanderung!
Faustregel: Wenn du schwitzt oder beim Wandern aus Atemnot nicht mehr sprechen kannst, darf’s gerne etwas langsamer sein!
6. Tipp:
Umweltbewusst Wandern erscheint mir als Selbstverständlichkeit! Gerade im Winter sind die Wildtiere besonders anfällig für Ruhestörung, Stress, Nahrungsmangel und widrige Witterungsverhältnisse. Uns Wanderern sollte es wichtig sein, sie so wenig wie möglich in diesen harten Zeiten zu beeinträchtigen. Mein Gewissen fühlt sich immer befreiter an, wenn ich das Gefühl habe, auch an die Tiere bei der Planung und Durchführung einer Winterwanderung zu denken.
Daher gilt: sensible Winterlebensräume und Schutzgebiete für Wildtiere meiden und weiträumig umgehen! Gegebenenfalls vorher entsprechende Informationen einholen. Auch Tiere, die nicht in Schutzgebieten leben, können geschont werden, indem man so oft wie möglich auf markierten Wegen unterwegs ist. Daran gewöhnen sich die tierischen Bewohner von Wald und Gebirge und werden dadurch weniger gestresst!
7. Tipp:
Die Sonne suchen! Natürlich hat auch so richtig garstiges Winterwetter einen ganz besonderen Reiz. Es ist dennoch unschlagbar schön, dort zu wandern, wo die Sonne scheint und man unter blauem Himmel seine Spuren in den Schnee drückt. Im Winter heisst das oft: hoch hinaus über die Hochnebelgrenze.
Als Belohnung warten dafür noch eindrückliche Aus- und Umblicke über einer geschlossenen Wolken- oder Nebeldecke. Immer wieder schön. Immer wieder ein Fotomotiv. Immer wieder beeindruckend!
Wie orientiert man sich am besten beim Winterwandern?
Gerade in der Schweiz gibt es viele markierte Winterwanderwege. Markiert sind Winterwanderwege mit pinken Wegweisern und Richtungsanzeigern. Wenn nicht gerade Tiefschnee ist oder es viel frisch geschneit hat, sind diese Markierungen aufgrund ihrer leuchtenden Pfade auch nicht zu übersehen.
Viele markierte Winterwanderwege und Rundwege sind nicht nur markiert, sondern auch präpariert und geräumt. Solche Wege befinden sich normalerweise in einem Gelände, das nicht lawinengefährdet ist. Eine gründliche Vorbereitung zur Lawinensituation ist in solchen Fällen nicht zwingend notwendig.
Wenn allerdings soviel Schnee liegt, dass die Markierung im Schnee verschwunden ist und eine Räumung nicht sinnvoll ist oder man auch im Winter weglos unterwegs sein möchte, gehören Karte und GPS (oder Kompass) zur Pflichtausrüstung beim Winterwandern (zumindest in den Bergen). Dann gehört eine vollständige Lawinenausrüstung in den Rucksack und die Konsultation des Lawinenbulletins zur Vorbereitung. Wer will schon eine stille Winterwanderung machen und mit der Angst vor Lawinen unterwegs sein?
Winterwandern machen nicht viele Menschen. Die Überwindung dafür ist für viele Menschen einfach zu gross. Kälte, Anstrengung, Frieren, das brauchen viele nicht. Es lohnt sich dennoch. Vielleicht auch gerade deswegen.
Ausprobieren macht Freude.
Manche Freude erschliessen sich erst, wenn man es mal gemacht hat.
Beim Winterwandern ist das so.
Ich wünsche dir genussreiche und gelungene Winterwanderungen! Komm gesund und glücklich wieder zurück!
Welchen Tipp zum Winterwandern hast du? Alle Leser und ich freuen uns, wenn du deinen Tipp mit uns in den Kommentaren teilst!
Noch mehr Lesestoff für das Draussensein im Winter gefällig? Aber gerne!
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Stell dir vor es ist Winter und du willst gar nicht weg
Dieser Artikel ist Teil des grossen Outdoor-Blogger Adventskalenders. Jeden Tag bis Weihnachten öffnet ein anderer Outdoor-Blogger ein Türchen und präsentiert eine Geschichte. Unter dem Hashtag #outdooradvent17 oder bei aufundab.eu gibt es eine Übersicht aller Geschichten. Gestern öffnete sich das Türchen „Abends grün, morgens weiss – Winterwanderung mit Zelt“ bei Trekkinglife, morgen öffnen blog.outdoor-spirit.de & outsideadventure ein weiteres Türchen. Es lohnt sich!
Beitragsbild: Foto von Akhil Verma auf Unsplash
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