“Viel wandern macht bewandert.” (Otto Kimmig)
Du hast Lust eine Wanderung zu unternehmen, die dich in kaum bekanntes oder neues Gebiet führt? Also in eine Gegend, die du nicht kennst wie deine Westentasche?
Du planst zum ersten Mal eine Wanderung selbst?
Oder möchtest du eine einfache Bergwanderung machen und fragst dich, an was du bei der Planung alles denken musst?
Du hast kein GPS und möchtest auch keines anschaffen, aber trotzdem deine Wanderung planen?
Du möchtest grundsätzlich wissen, was es für die Planung einer Wanderung alles zu beachten gilt?
Dann ist dieser Artikel wie gemacht für dich!
In allen diesen Fällen bedeutet das: du solltest dich vorher informieren und die Wanderung auch gut planen. Einfach loslaufen mag zwar gefühlt wie ein Abenteuer klingen, ist es aber nicht. Einfach loslaufen solltest du nur, wenn du die Region gut kennst oder ein erfahrener Wanderer mit entsprechender Ausrüstung bist.
Faustregel 1: je schwieriger die Wanderung oder je gefährlicher das Gelände (zum Beispiel in den Bergen), je genauer muss die Planung sein.
Am Beispiel einer einfachen Bergwanderung in der italienischen Schweiz, im Tessin, gebe ich dir hier eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Genauso muss das sein: zuFussunterwegs gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung.
Genauso muss das sein: zuFussunterwegs gibt eine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Click To TweetMit diesem kleinen Wortspiel geht es los!
Unsere Fallstudie: wir planen eine Wanderung von der Capanna (=Hütte) Soveltra hinunter ins Dorf Prato.
So planst du deine Wanderung richtig
1. Welche Wanderung soll es sein?
Es gibt einige sehr gute Webportale, auf denen du dir viele Ideen für deine Wanderung holen kannst. Diese sind ideal zur Inspiration und für den ersten Eindruck, wenn du noch nicht weisst, in welcher Region du wandern möchtest.
Für unser Beispiel einer Tour im Tessin (Schweiz) schlage ich Hikr.org und Wandersite vor. Auf beiden Portalen findest du eine Unmenge von Wandervorschlägen, von leicht bis schwer, für alle Jahreszeiten. Hikr.org bietet dir auch viele Vorschläge ausserhalb der Schweiz, da es Wandertouren weltweit listet.
Es ist ganz einfach: im Suchfeld die Gegend eingeben (in unserem Beispiel Tessin), in der du die Wanderung machen möchtest und daraufhin kommen alle passenden Vorschläge.
Ich empfehle dir, dich beim Stöbern und Durchsuchen auf wesentliche Kriterien zu konzentrieren und die Ergebnisse somit einzuschränken. Solche Kriterien können sein:
# Länge der Tour: Eintages- oder Zweitageswanderung?
# Schwierigkeit der Tour: einfache Wanderung oder Alpinwanderung?
# Jahreszeit: von welcher Jahreszeit ist der Tourenbericht?
# Aktualität: wann wurde der Bericht geschrieben?
Es ist wichtig zu wissen, dass alle Touren auf den beiden Webseiten, hikr.org und Wandersite, von Wanderern wie uns eingestellt worden sind. Das können Wanderprofis oder Gelegenheitswanderer gewesen sein. Buchstäblich Jedermann.
Das heisst, jeder Tourenbericht ist subjektiv. Subjektiv insofern, als dass der Bericht von verschiedenen Faktoren abhängt, die es zu beachten gilt, wenn du einen solche Schilderung liesst:
# Wetter: Welches Wetter hatte der Wanderer auf seiner Tour?
# Wegzeiten: Diese beziehen sich auf die vom berichtenden Wanderer gelaufenen Zeiten und haben somit keinen allgemein gültigen Anspruch. Du weisst ja nicht, wie fit oder nicht fit der Wanderer war, der den
Bericht geschrieben hat.
# Höhenangaben: ich empfehle dir, die Höhenangaben und Anforderungen für Auf- und Abstieg nicht ohne Weiteres blind zu übernehmen, sondern sie lediglich als Indikation zu verstehen.
# Eindruck: Hat dem Wanderer seine Tour gefallen oder war er eher enttäuscht?
Mein besonderer Tipp für dich: Lass dich vor allem von den Fotos der Touren inspirieren. Gefällt dir die Landschaft? Sind dort Passagen abgebildet, die dir zu schwer erscheinen? Sind dir die Wege zu langweilig oder magst du die Wegführung?
Dieses Wissen führt dich nun zu Schritt 2, in dem du deine Tour im Detail planst.
2. Detaillierte Planung deiner Wanderung
Eine Möglichkeit, eine Wanderung von zu Hause aus zu planen, ist, sich die Wanderkarten der Region zu kaufen und die Wanderung so zu planen. Mit (etwas) Erfahrung ist das kein Problem, man muss aber auch wissen, worauf man dabei achten muss (Höhenlinien, Geländebeschaffenheit). Kilometer, Auf- und Abstieg sowie Dauer der Tour musst du selbst berechnen.
Einfacher geht es mittlerweile mit Planungstools, die online zur Verfügung stehen. Für die Schweiz empfehle ich SchweizMobil. Das ist eine Webseite, die auf den Schweizerischen Landeskarten (Massstab 1:25.000) beruht und die dir in der kostenlosen Version auch die Ansicht der Landeskarten ermöglicht. Besser noch: für geringe 35 CHF im Jahr kannst du hier deine Tour detailgetreu planen.
Die Bedienung ist denkbar einfach, nachdem du dich registriert hast. Du gibst deinen Ausgangspunkt im Suchfeld vorhanden ein (in unserem Beispiel Capanna Soveltra) und markierst die weiteren Wegpunkte bis hin zum Endpunkt der Wanderung (in unserem Beispiel Prato). SchweizMobil zeichnet dir dann die genaue Wegführung (im Bild unten in rot) und berechnet Länge, Dauer sowie die Höhenmeter im Auf- und Abstieg (Bild unten mit Diagramm). Falls du ein GPS hast, kannst du deine geplante Tour dann auch exportieren.
Achte bei deiner Routenführung auch immer auf heikle Stellen. Das können Bachdurchquerungen sein, steilere Passagen im Auf- oder Abstieg oder Stellen, die ausgesetzt sind oder durch Fels führen.
Du musst jetzt nur noch für dich selbst überprüfen, ob die Tour für dich so machbar ist oder du sie nochmals anpassen solltest.
Wenn du fertig bist, dann speichere die Tour in SchweizMobil. Das erlaubt dir, sie auch während der Wanderung abzurufen. Wenn du die Tour mit Karte auf dein Mobilgerät herunterlädst, hast du sie auch offline zur Verfügung.
Für Deutschland und Österreich empfehle ich zum Beispiel das Online-Tool von Kompass, mit dem du deine Wanderung planen kannst.
3. Wie wird das Wetter?
Faustregel 2: Keine Wanderung ohne voherhigen Wettercheck!
Das Wetter hat einen Einfluss auf die Durchführbarkeit deiner Wanderung und natürlich auch auf deine Ausrüstung. Schaue dir die Vorhersagen in den Tagen vor der Tour regelmässig an und entscheide dann, ob du starten möchtest.
Faustregel 3: je gefährlicher die Tour und je schlechter oder unsicherer das Wetter, desto eher solltest du die Tour nicht durchführen.
Wo nachschauen? Ich empfehle MeteoSwiss und meteoblue für die Planung einer Wanderung in der Schweiz. MeteoSwiss ist ausschliesslich für die Schweiz gedacht, bei meteoblue kannst du dir zum Beispiel auch das Wetter für ausgewählte markante Punkte in der Landschaft, Gebirgspässe und Gipfel weltweit anzeigen lassen. Ich nutze meist die Kombination der beiden Wetterdienste.
Es gibt so viele verschiedene Wetterseiten. Suche dir die, die für dich am einfachsten zu nutzen ist und bei der du die besten Erfahrungen mit verlässlichen Vorhersagen gemacht hast.
Du weisst nun, wie das Wetter wird. Jetzt musst du deinen Rucksack packen.
4. Das gehört auf jeden Fall in deinen Rucksack
Die Grösse des Rucksacks hängt von der Länge deiner Wanderung ab. Darauf möchte ich heute nicht im Detail eingehen und werde das in einem späteren Bericht wieder aufgreifen.
Auf jeden Fall gehören die folgenden sieben Dinge immer in deinen Wanderrucksack:
# Trinkflasche
# Pausensnack (Obst, Trockenobst, Käse, Müsli- oder Schokoriegel, Sandwich, was auch immer du magst)
# Wanderkarte (immer eine richtige Wanderkarte mitnehmen, der Akku beim Smartphone kann leer werden)
# Sonnenschutz (Kopfbedeckung, Brille, Creme)
# Regenschutz (Regenjacke oder leichter Regenschirm, Rucksackschutz)
# Handy / Smartphone (für den Notfall)
# Pullover, Jacke, Weste zum Überziehen in einer Pause (Schutz vor Erkältung)
Es ist klar, dass der Inhalt des Rucksacks von der Länge und der Schwierigkeit der Wanderung abhängt. Möchtest du übernachten? Nimmst du Medikamente? Brauchst du technische Ausrüstung? Dann musst du dafür entsprechend mehr Platz einplanen.
Die genannten Punkte sind meiner Meinung nach für jede Wanderung obligatorisch. Wenn du eine lange Wanderung planst, empfehle ich dir auch noch ein kleines Erste Hilfe Set* mit Rettungsdecke, Pflaster, Tape und so weiter.
Faustregel 4: je leichter der Rucksack, desto angenehmer das Wandern. Achte daher auf dein Packgewicht ohne die wichtigste Ausrüstung zu vergessen oder gar weglassen zu wollen.
5. Erholung muss sein: dein Platz zum Schlafen
Du möchtest mehrere Tage unterwegs sein? Dann denke daran, deine Unterkunft rechtzeitig zu reservieren.
Faustregel 5: je weiter du abseits grösserer Orte oder je tiefer du in der Natur unterwegs bist, desto eher solltest du vorgängig reservieren. Möchtest du zelten, informiere dich vorher, ob und wo es erlaubt ist.
Übernachtungen auf Berghütten solltest du immer im Voraus reservieren. Gerade in der Wandersaison sind viele Hütten schnell belegt.
Für die Schweiz findest du hier ein Hüttenverzeichnis. Für Deutschland und Österreich entsprechend beim DAV und OEAV nachschauen. Wanderst du von Ortschaft zu Ortschaft dann empfehle ich für die Quartiersuche Booking.com, Hostelworld, AirBnB* oder die Suche auf den lokalen Tourismusseiten.
6. Die literarische Annäherung (optional)
Du möchtest nicht blind in eine Region reisen? Dann schaue doch nach, ob du ein Buch zur Einstimmung findest. Ich kenne viele Wanderer, die sich vor der ersten Tour in einer neuen Region literarisch einstimmen.
Denn: Kulturelles, Geschichtliches oder Besonderes siehst du nur, wenn du es auch weisst.
Die literarische Annäherung an eine Wanderung: du siehst nur, was du auch weisst. Click To TweetFür das Tessin empfehle ich dir das Buch “Reise ins Tessin: Kulturkompass fürs Handgepäck”*. Eine erfrischend zu lesende Einstimmung über die kleinen und grossen Besonderheiten der italienischen Schweiz.
Auf die richtige Planung kommt es an
Diese einfache Anleitung in sechs Schritten und mit fünf Faustregeln hilft dir, deine Wanderung richtig zu planen. Solange du nicht Bergsteigen oder Klettern willst und auch keine anspruchsvolle Berg- oder gar Alpinwanderung machst, bist du mit allen genannten Punkten perfekt vorbereitet.
Eine richtige Planung ist das A und O für deine Wanderung in unbekanntem Gebiet. Wenn du das berücksichtigst ist der Grundstein gelegt für ein besonderes Wandererlebnis.
Du wirst nicht in Zeitstress geraten und musst nicht ständig hinterfragen, ob du auf dem richtigen Weg bist. So hast du richtig viel Gelegenheit und Musse, um die Landschaft zu bestaunen, an einer schönen Stelle ausgiebig Pause zu machen oder du nutzt die Zeit für Tier- und Pflanzenbeobachtungen.
Nichts treibt dich unnötig an. Das ist die Gelegenheit, deinen Gedanken freien Lauf zu lassen oder auch den Kopf mal richtig frei zu bekommen. Genauso so soll es sein, wenn du wandern gehst.
Weitere Informationen zum Thema Ausrüstung findest du in den Siebensachen.
Du hast Fragen zur Planung deiner Wanderung? Dann hinterlasse unten einfach einen Kommentar oder schreibe mir eine Nachricht an info@zufussunterwegs.com!
* Affiliate Link. Siehe Impressum.
Hallo sehr nützliche Tipps, für Wanderneulinge und in Regionen in denen man sich nicht auskennt. Ich persönliche orientiere mich bei geplanten Wanderungen an der Google Bildersuche um mir auch visuell Eindrücke verschaffen zu können, da wie du richtig schreibst die Erfahrungsberichte und Beschreibungen immer subjektiv sind.
Hallo Oliver,
danke für Deinen Tipp mit der Google-Bilder-Suche. Auf die Idee bin ich bisher noch nicht gekommen. Werde ich ausprobieren.
Freut mich, dass Du auch den ein oder anderen nützlichen Tipp (wieder-)gefunden hast!
Beste Grüsse, Jana
Hallo
Liebe Grüße aus Bingen Rhein
Rheinland-Pfalz
Aus dem schönen Mittelrhrein
Hallo Joachim,
schön, dass Du den Weg zu zuFussunterwegs gefunden hast! Ich wünsche Dir viel Spass beim Stöbern!
Fussige Grüsse, Jana
Vielen dank für den tollen Artikel und den ausführliche Anleitung. Es ist ziemlich hilfreich.
Gruß Anna
Für mich ist hikr.org eine der besten Seiten, um Touren zu finden. Wie du aber richtig geschrieben hast, variiert die Qualität der Beiträge stark. Viele bekannte Touren werden auch mehrmals beschrieben, wobei die Angaben zu Dauer und Schwierigkeit trotz identischer Strecke voneinander abweichen können. Ideal sind auch kleine Blogs, die sich auf ein bestimmtes Wandergebiet beschränken. Dahinter steht meistens jemand, der die Gegend sehr gut kennt, viele nützliche Tipps hat, weiß, wo es Gefahrenstellen gibt, aktuelle Informationen einpflegt, etc. Schreibt jemand dagegen über Wanderungen aus allen möglichen Gegenden und Ländern, besteht die Gefahr, dass die Informationen recht oberflächlich sind und nicht dauerhaft aktualisiert werden.
Hi Alois,
danke für Dein Feedback zu hikr.org! Auch ich nutze die Seite, wie erwähnt, sehr häufig. Meist hole ich mir die Inspiration zu einer bestimmten Tour dort und nutze dann zusätzlich die Googlesuche, um weitere Informationen zu einer Wanderung – gerade in den Bergen – zu bekommen. Jeder Wanderer hat eine andere Wahrnehmung zu den Anforderungen und Gefahren einer Tour, so dass man die Angaben bei Hikr.org gut einordnen sollte.
Ein lieber fussiger Gruss und viele angenehme Wanderungen, Jana
Vielen Dank für die nützliche Links! Ich habe schon lange so eine Seite wie hikr.org gesucht und jetzt dank dir gefunden.
Liebe Grüße aus Frankfurt!
Danke Rimma, das freut mich, dass ich weiterhelfen konnte. Ziel erreicht :-)!
Das ist so wunderschön beschrieben 🙂