“Bäume haben etwas Wesentliches gelernt: nur wer einen festen Stand hat und trotzdem beweglich ist, überlebt die starken Stürme.” (Anke Maggauer-Kirsche, geb. 1948, deutsche Lyrikerin und Aphoristikerin)
Lehne Dich zurück.
Schliesse die Augen.
Du siehst dich in einem Wald spazieren gehen. Um dich herum stehen die sanften Riesen, Bäume, die fast schützend wirken mit ihren Baumwipfeln und festen Stämmen.
Mit allen fünf Sinnen, die du hast, geniesst du die Stimmung im Wald. Hörst das Rauschen der Blätter oder das Zwitschern der Vögel. Spürst die erfrischende Kühle des Waldes. Riechst den mal frischen, mal modrigen Geruch im Wald. Siehst das viele Grün, das auf dich beruhigend und entspannend wirkt. Erfreust dich an den Lichtspielen zwischen den Bäumen. Im Sommer probierst du eine lecker süss schmeckende Waldbeere, eine Walderdbeere oder Himbeere zum Beispiel. Vielleicht sprichst du sogar mit den Bäumen, so wie manche Menschen mit ihren Pflanzen sprechen.
Du badest im Wald.
Denn das ist Shinrin Yoku: Waldbaden.
Waldbaden ist eine amtliche Anweisung aus Japan – aus Gesundheitsgründen
Waldbaden ist eine japanische Erfindung. Sogar eine richtig offizielle von Amtswegen, denn das japanische Ministerium für Landwirtschaft, Forst und Fischerei prägte den Begriff Shinrin Yoku im Jahre 1982.
Shinrin Yoku bedeutet ins Deutsche übersetzt so viel wie “Baden in der Waldluft”.
Oder in einem Wort ausgedrückt: Waldbaden.
Waldbaden gehört in Japan mittlerweile offiziell zur Gesundheitsvorsorge. Das Wissen darüber hat sich in den letzten Jahren enorm verbessert.
Das hat sehr gute und triftige Gründe.
- Studien haben bewiesen, dass ein Aufenthalt im Wald, idealerweise ein Spaziergang, unser Immunsystem positiv stimuliert und auch einen Schutz vor Krebs bietet.
- Darüberhinaus bietet das Waldbaden durch seine erholende und entspannte Wirkung einen brauchbaren Schutz gegen unsere vielen Zivilisationsschäden, wie zum Beispiel Stress und depressive Stimmungen.
Waldbaden fördert unser physisches und psychisches Wohlergehen.
Es ist nicht allein die Magie oder die Kraft der Bäume oder das Erleben der natürlichen kleinen Wunder, die dafür sorgen. Es sind vor allem die vielen unterschiedlichen Mikrobakterien, die sich an Bäumen, Sträuchern und Pflanzen oder in der Luft befinden und mit denen wir im Wald in Berührung kommen.
Der reine Sauerstoff, den wir im Grünen einatmen dürfen, tut sein Übriges. Je reiner der Sauerstoff, desto intensiver das Glücksgefühl.
Bäume kommunizieren miteinander. Diese Kommunikation kann unser Körper durch chemische Botenstoffe, ätherische Öle, spüren, die buchstäblich in der Luft liegen. Die Aufnahme dieser Botenstoffe sorgt in unserem Körper sofort für die Aktivierung und Vermehrung unserer Immunzellen. Das wiederum verstärkt unsere Abwehrkräfte.
Möchtest du mehr über “Das geheime Leben der Bäume” erfahren, dann empfehle ich dir das gleichnamige Buch vom Baum- und Waldflüsterer Peter Wohlleben.
Vielleicht ist es gut, nicht nur mit den Bäumen zu sprechen, sondern sie auch einmal so richtig herzlich zu umarmen. Das scheint eine wirklich gute und gesunde, wenn auch unorthodox aussehende, Idee zu sein.
7 nützliche Tipps für ein möglichst intensives Waldbaden
Da das Waldbaden als eigene Disziplin in Japan erfunden wurde, ist es dort auch Gegenstand medizinischer Forschung. Einer der führenden Köpfe auf diesem Gebiet ist Qing Li, der an der Nippon Medical School in Tokio Wald-Medizin lehrt und erforscht.
Von ihm stammen hilfreiche Ratschläge, wie du das Waldbaden am besten für dich intensivierst und erlebst. Diese hat er in verschiedenen Studien und Experimenten zusammengetragen und veröffentlicht.
Beim Waldbaden geht es nicht nur um einen Spaziergang in den Wald, sondern auch um einen längeren Aufenthalt im Wald. Die sanfte Wirkung der Bäume und der Natur kann sich erst dann richtig entfalten, wenn der Mensch einige Zeit dort verbringt. Waldbaden solltest du nicht abarbeiten wollen, sondern Musse und Zeit mitbringen. Gut Ding will Weile haben!
Qing Lis Empfehlungen, zusammengefasst, sind:
- Für einen Ganztagesausflug empfehlen sich vier Stunden Waldbaden und eine Distanz von fünf Kilometern. Steht nur ein halber Tag zur Verfügung, halbiert sich entsprechend auch die empfohlene Dauer und Strecke.
- Waldbaden soll nicht ermüden. Wirst du trotzdem müde, nimm dir Zeit für eine Erholungspause.
- Mache dort Pause, wo du dich wohlfühlst. Waldbaden geschieht nach deinem eigenem Empfinden. Suche dir einen schönen Patz zum Ausruhen. Du kannst dabei lesen, beobachten oder auch meditieren.
- Um Stress abzubauen plane einen Tag im Wald ein.
- Um das Immunsystem zu stärken, sollen es mindestens 2-3 Tage sein.
- Waldbaden ist dein individuelles Erlebnis. Wähle Ort und Zeit nach deiner Konstitution aus und nach deinem Belieben.
- Vergiss nicht, etwas zu trinken und eine Kleinigkeit zu essen mitzunehmen.
Beim Waldbaden geht es um das Geniessen, nicht allein um das Tun
Waldbaden ist natürlich kein Bad im eigentlichen Sinne des Wortes. Waldbaden meint das bewusste und tiefe Eintauchen in die Stimmung des Waldes. Das Erleben und Empfinden der Natur im Wald.
Es ist dabei nicht wichtig, sich körperlich zu verausgaben. Sondern einfach dort zu sein, im Wald. Sich der grünen Welt im Wald auszusetzen. Die Seele baumeln zu lassen.
Beim Waldbaden sollst du dich und deinen Körper verwöhnen. Das wohltuende Grün wahrnehmen, die leisen Töne von Flora und Fauna vernehmen und die ganze beruhigende und unbefangene Atmosphäre in dir aufnehmen.
…
Und nun öffne deine Augen wieder.
Es ist Zeit, aus der virtuellen Vorstellung ein echte Tat werden zu lassen. Eine echt gute Tat für dich. Am besten stehst du auf, ziehst Schuhe und Jacke an und gehst zur Tür. Treffen wir uns vor der Haustür.
Machen wir am besten gleich einen Waldspaziergang und halten uns eine Weile im Wald auf. Unser Atem gibt den Takt vor.
Wenn wir zurückkommen, werden wir uns wohl und lebendig fühlen. Glücklich und munter.
Wir werden ein Gefühl des Geniessens erfahren haben, das süchtig macht.
Und uns gesund hält.
Ich ging im Walde so vor mich hin
Ich ging im Walde
So vor mich hin,
Und nichts zu suchen,
Das war mein Sinn.
Im Schatten sah ich
Ein Blümlein stehn,
Wie Sterne blinkend,
Wie Äuglein schön.
…
(Auszug aus dem Gedicht von Johann Wolfgang von Goethe, deutscher Schriftsteller, 1749 – 1832)
* Der Artikel enthält Affiliate Links. Siehe Impressum.
Hey Jana,
In den Wald gehe ich gerne. Dort ist es schön ruhig und erholsam. Gut das du mich mal wieder daran ereifert hast – ich war schon ewig nicht mehr.
Liebe Grüße
Lydia 🙂
Hi Lydia,
wunderbar – und setze Deinen Gedanken an einen Waldspaziergang am besten gleich in die Tat um!
Fussige Grüsse, Jana
Hallo Jana,
Ich muss sagen, dass ich lange lange nicht mehr im Wald war, bis ich meine Kinder bekommen habe. Seit sie da sind, sind wir viel häufiger wieder im Wald. Sie genießen das. Und ich auch. Mal kein Strassenlärm, mal keine asphaltierten Strassen, …
LG, Tina
Hi Tina,
richtig, die natürliche Stille im Wald ist ein Faktor für den Erholungs- und Gesundheitseffekt, den uns der Wald bietet. Umso schöner, dass ihr mit den Kindern in den Wald geht – so tut ihr für Euch alle etwas Gutes.
Fussige Grüsse, Jana
Waldbaden kannte ich noch gar nicht 😀
Wieder etwas gelernt. Ich muss wirklich öfter mal aus der Stadt raus und in die Natur – man vergisst schnell wie wichtig es ist auch mal etwas anderes als Häuser und Autos zu sehen …
Liebe Grüße
Justine
http://www.justinewynnegacy.de/
Hi Justine,
wunderbar, dass Du etwas lernen konntest, das freut mich!
Fussige Grüsse, Jana
Ich bade auch sehr sehr gerne im Wald :). Das erfüllt mich immer mit großer Zufriedenheit. Ein schöner Artikel der mich dazu inspiriert hat, so schnell wie möglich wieder mehr Zeit für Waldspaziergänge einzuplanen!
Hi Lisa,
wie schön, dass sich hier eine Gleichgesinnte Waldbaderin zu Wort meldet. Lass es uns einfach weiter geniessen!
Fussige Grüsse, Jana
Hi Jana,
ein wirklich toller Artikel! Vom Waldbaden habe ich noch nie etwas gehört, aber ich gehe wirklich gerne im Wald spazieren. Hatte es immer als Sonntagsritual und leider in den letzten Wochen sehr vernachlässigt..dein Post hat mich wieder daran erinnert diese Angewohnheit wieder aufzunehmen! Vielen Dank dafür.
Liebe Grüße,
Ines
Hallo Ines,
ich freue mich, dass ich Dir etwas Neues vorstellen konnte. Nimm am besten Dein Sonntagsritual wieder auf – Du wirst es Dir selbst danken!
Fussige Grüsse, Jana
Das ist aber ein schöner Begriff, Waldbadeb 🙂
hatte ich auch noch nie gehört.
Vielen Dank für den interessanten Bericht.
Ich bin auch liebend gern im Wald.
Lg Aurelia
Oh je immer dieser Fehlerteufel /o\ Waldbaden sollte da stehen 😀
Hi Aurelia,
schön, dass ich Dir das Waldbaden vorstellen konnte. Und da Du ja den Wald liebst, wirst Du wahrscheinlich jedes Mal schon drin gebadet haben :-).
Fussige Grüsse, Jana
Hallo Jana,
wunderbar! Ha! Dann habe ich die japanische Gesundheit gepachtet. Wir wohnen direkt neben dem Odenwald (und ich meine daneben!!) Du musst aus unserem Garten raus gehen, über ein paar Apfelwiesen, 2 oder 3 Felder, dann stehst Du mitten im Wald. Und das tun wir fast täglich. Mit Hund und Kindern nach draußen, in den Wald, Pilze suchen, Stöcke sammeln (Männer!!!), Moos streicheln, Feuersalamander beobachten, joggen, radeln, eben alles halt. Gerade jetzt liebe ich den Wald sehr. Wenn es ein wenig diesig ist, kühl, feucht, alles rot und braun wird,…
Ganz herzliche Grüße,
Martina
Hallo Martina,
ich freue mich jedes Mal, wenn ich lese, dass Familien viel Zeit im Wald verbringen. Ich finde das wunderschön und so wertvoll! Klasse, weiter so!
Auch ich liebe den Herbstwald ganz besonders mit seinen Lichtstimmungen, Farbspielen und aus dem Boden spriessenden Pilzen. Ein Waldgenuss!
Fussige Grüsse, Jana
Boah. Diesen Artikel liebe ich. Danke ❤️ Teile ich auch gleich auf meiner Facebook Page. Freue mich, deinen Blog gefunden zu haben 🙂
Hallo Kathrin.
danke 🙂 – für Deine Freude und das Teilen. Das ist das schönste Lob, welches ich überhaupt bekommen kann!
Fussige Grüsse, Jana
Pingback: Lesefutter die Siebte – wenig reicht auch
In die tiefe Eintauchen, in die Stimmung des Waldes. Das gefällt mir besonders gut. Ich bin ein Mensch, dem es sehr schwer fällt abzuschalten. – Hier ein Gedanke, dort etwas zu tun. Heute ist ein herrlicher sonniger Herbsttag, vielleicht sollte ich in den Hirschpark (Hamburg – Blankenese) gehen und für 2 Std. mal versuchen deinen schönen Text zu verinnerlichen. Durchatmen, vielleicht sogar einen Baum umarmen und das natürliche Wahrnehmen, wie die Farben der Natur, das Rauschen der Blätter, … Ich danke Dir für die Erinnerung das Wesentliche nicht zu vergessen. Happy Sunday, Kaja ♥
Hi Kaja,
klasse, schön, dass mein Artikel Anreize schafft, gleich mal in den Wald zu gehen. Hast Du den Baum wirklich umarmt?
Fussige Grüsse, Jana
Komme gerne mit – in Hamburg-Blankenese und Umgebung suche ich Gleichgesinnte für´s Waldbaden.
Huhu Jana,
Waldbaden… das ist genau das Wort, was das wunderbare freie und geerdete Gefühl beschreibt, wenn man draußen im Wald spaziert.
Folglich ist meine Wanderlust eigentlich nur die Summe aus Waldbaden, Feld- und Wiesenbaden, Bergebaden… Naturbaden… genial.. Vielen Dank dafür!! 😀
Liebe Grüße
Emi
Hi Emi,
wie schön … Naturbaden, Bergebaden, Feld- und Wiesenbaden – welch wundervolle Formulierung! Gefällt mir gut!
Dann verbleibt mir nur noch zu sagen: Lass es uns weitergeniessen, diese wunderbar freie und geerdete Gefühl!
Liebe fussige Grüsse, Jana
Hallo Jana, sehr interessanter Beitrag! Ich gehe ebenfalls sehr gerne in den Wald, ich wohne auch fast am Waldrand. Den Begriff Waldbaden hab ich bis jetzt noch nicht gehört. Sobald ich mal einen Tag Zeit hab, werde ich das ausprobieren.
LG Dagmar von Bestager-Reiseblog.
Hallo, Jana, seltsam, wie man immer zu Dingen geführt wird, die man gerade dringend braucht. Im vergangenen Jahr wollte ich allein eine Wanderung durch den Bayerischen Wald unternehmen. Viele Dinge schafften es, mich davon abzuhalten. Jetzt las ich vom Hainich, der doch viel eher zu meiner Heimat gehört. Ich bin zwar Sachse und wohne in Chemnitz. Trotzdem: Ich möchte jetzt gerne eine Wanderung durch diesen ursprünglichen Wald unternehmen, Waldbaden, Bäume umarmen (mache ich oft) und am allerliebsten eine Nacht im Wald verbringen. Das trau ich mich allein natürlich nicht. Bitte gib mir ein paar Tipps. Ich bin 60 Jahre alt, muss mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen und kann natürlich so unendlich viel Gepäck nicht bei mir haben. Kann ich irgendwo unterwegs doch für kleines Geld mal übernachten, wenn ich niemanden spontan für eine Nacht unter den Wipfeln finde? Ich wäre auch sehr gerne im Frühling unterwegs gewesen aber immer lass ich mir was aufdrängen, das mein Vorhaben sabotiert. Bitte melde dich, ich freue mich schon sehr. L. G. Uta
Hallo Uta,
der Nationalpark Hainich, der auch sehr nahe an meiner Heimat ist, hat eine sehr gute Infrastruktur für Wanderer. Die Wege sind ausgezeichnet signalisiert und Unterkünfte lassen sich auch finden. Ob Du allerdings spontan unterkommst, mag ich nicht beurteilen. Besser ist es, die Unterkunft vorher zu organisieren. Ich habe auch einen Beitrag zum Nationalpark Hainich geschrieben. Vielleicht hilft er Dir für einen guten Anfang!
http://www.zufussunterwegs.com/3-touren-nationalpark-hainich/
Wenn Du weitere Tipps brauchst, dann melde Dich gerne nochmals per eMail an info@zufussunterwegs.com!
Ein lieber Gruss und danke, Jana
Hej Jana,
Nun haben wir bei wildout Naturerlebnisse auch ein wunderschönes Waldbade-Angebot im Val Müstair:
http://www.wildout.ch/val-muestair/naturerlebnis-waldbaden.html
Liebe Grüsse und bis bald im Wald
Andrea
Wildout Naturerlebnisse
Hi Andrea,
tiptop! Und dann auch noch in einer so schönen Ecke der Schweiz! Finde ich richtig gut!
Merci, cheers, Jana