Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen für Dinge, die du selten oder noch gar nicht gemacht hast? Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen, um bewusst neue Reize zu setzen? Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen für dich?
Beispiele gefällig? Es gibt unzählige Möglichkeiten, um mal etwas anderes oder neues zu machen. Für LangsamMacher und zuFüssler und in der Herbstzeit fallen mir diese Ideen ein:
# raschelnd durch Laubberge laufen,
# in Gummistiefeln durch den Regen laufen,
# Drachen steigen lassen,
# einen Spaziergang machen,
# Waldbaden ,
# Kastanien sammeln oder Blätter pressen,
# ein interessantes Buch lesen,
# ein Stück barfuss gehen,
# eine Wanderung machen, die dich über die Hochnebelgrenze hinaus führt.
Oder, unabhängig von Jahreszeiten, könntest du:
# mit Familie und Freunden Zeit verbringen und Gedanken austauschen,
# einfach mal die Zeit verpassen bei etwas, was dir viel Freude bereitet,
# sinnliche Kontraste setzen: einen Malkurs machen, eine Ausstellung besuchen oder handwerklich arbeiten,
# dich einfach auf eine Bank setzen und geradeaus schauen oder auch
# einfach Mal 15 Minuten nichts, wirklich gar nichts, tun.
Du kannst dir auch eine für dich selbst wichtige Frage stellen und sie beantworten. Zum Beispiel:
Wann hast du dir das letzte Mal wirklich Zeit genommen für die Frage, was dich im Leben erfüllt und was dir wichtig ist?
Über kurz oder lang, wenn du dich regelmässig selbst reflektierst, wird sich klar herauskristallisieren, was dich bewegt. Positiv wie negativ. Du wirst Unzufriedenheit feststellen, es sei denn, du bist absolut glücklich. Doch wer ist das schon? Und du wirst herausfinden, was dir gut tut und wo(bei) du dich am wohlsten fühlst.
Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen für … Stille
Bei mir hat dieses Herausfinden eine ganze Weile gedauert.
Immer öfter bemerkte ich, wie mich das für den Beruf notwendige Stadtleben mit seinem nicht endenden Alltagslärm abschreckte. Am Wochenende zog es die Menschen in Scharen in Shopping-Center, Einkaufsstrassen, Bars, Discos, zu Sportveranstaltungen oder Festivals. Das ist auch eine Möglichkeit, sich von den Arbeitstagen zu erholen und Abwechlsung in den monoton verlaufenden Alltag zu bringen.
Es war und ist nichts für mich.
Zu viele Menschen, zu viel Lärm, zu wenig Platz, zu wenig stille Momente.
Mich zieht es weg vom hektischen Leben und gesellschaftlichen Hotspots. Für mich ist das ständige “Grundrauschen”, was uns umgibt, Gift. Gift für meine Sinne und meine Energie. Kontinuierlich sind wir dem Brummen von Strassen, Zügen, Flughäfen, Industriegebieten ausgesetzt. Fast noch schlimmer ist die permanente Reizüberflutung, die durch Fernseher, Radio, Soziale Medien, Internet oder Nachrichten auf uns einströmt.
Es fällt immens schwer, oder ist nahezu unmöglich, all diese, zu einem grossen Teil sinnfreien und nicht notwendigen, Sinneseindrücke aufnehmen, bewerten und verarbeiten zu können.
Was für mich bleibt ist Flucht.
Flucht in die Stille.
Stille.
Reduktion auf das Wesentliche.
Stille.
Zeit für einen klaren Gedanken.
Lust auf ungeteilte Aufmerksamkeit für einen schönen, interessanten oder intensiven Moment.
Zeit, um zur Besinnung zu kommen.
Stille im Kopf.
Reduktion auf das Natürliche.
Sehnsucht auf die Schönheit und natürliche Stille intakter Natur. Zu jeder Jahreszeit.
Bewusstsein für die kleinen Dinge des Lebens und einzigarte Wunder in ursprünglicher und wilder Natur.
Stille in der Natur.
Lust auf erfüllende Erlebnisse.
Und wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen für … einen Aufenthalt in der Natur?
Ein Aufenthalt in der Natur ist für mich einer der letzten richtigen Rückzugsorte, um dem Alltagslärm zu entfliehen. Einer, der funktioniert. Einer, der mir gut tut.
Dass Natur uns Menschen gut tut, ist mittlerweile auch wissenschaftlich bewiesen.
Ich liebe es, durch Landschaft und Berge zu wandern. Es wird mir nie langweilig, die kleinen und grossen Entdeckungen am Wegesrand zu bewundern. Ich liebe es, in allen Jahreszeiten zu wandern. Auch im Winter.
Ich habe in der Natur meine Freiheit gefunden.
Die Natur ist eine friedliche Welt, in der ich Herausforderungen begegne. Doch die Probleme der lauten Welt da draussen, vor den Toren der Natur, kann ich getrost und effizient beiseite schieben. Und eintauchen in eine so ganz andere Welt mit eigenem Rhythmus und funktionierendem Miteinander.
Vielleicht liegt es auch daran, dass bei meinen Aufenthalten in der Natur Tage gibt, wo ich keiner Menschenseele begegne oder nur wenigen anderen Menschen. Ich bin introvertiert. Ich beziehe meine Energie aus der Ruhe um mich herum.
Wahrscheinlich fühle ich mich auch deshalb so wohl, sobald ich eintauchen darf in die grüne Welt hinter der Zivilisation.
Sich Zeit nehmen für Natur und Stille – mein Suchtgefühl für Körper und Geist
Natur verändert einen Menschen. Ob er will oder nicht. Auf jeden Fall. Über kurz oder lang.
Stille und Natur sind für mich zu zwei lebensnotwendigen Sehnsuchtsorten geworden. Ich brauche sie, um mich der ständigen Reizüberflutung wirksam entziehen zu können. Ich brauche sie, um mich körperlich und mental zu erholen und meine Akkus wieder aufzuladen. Bei meinem Aufenthalt in der Einsamkeit der Alpe Fiorasca und während meiner Fernwanderung Budapest – Eisenach habe ich beides gefunden und ausgiebig in mir aufgenommen.
Die Leichtigkeit des Seins, die Glücksgefühle, das körperliche Wohlbefinden und der offene Geist für die Dinge um mich herum sind ein klares Zeugnis für die Richtigkeit meines Tuns.
Das bin ich mir schlicht selbst schuldig.
Mittlerweile bin ich auch konsequent genug, mir diese Ruhe- und Erholungsmomente zu sichern. Auch wenn ich dafür auch einmal auf einen gesellschaftlichen Anlass verzichten muss oder andere Abstriche in Kauf nehmen muss. Meine Familie und meine Freunde haben verstanden, dass ich diese Momente des Alleinseins in der Stille und die Aufenthalte in der Natur brauche.
Weil es mir gut tut.
Weil sie merken, wie froh und aufgestellt ich bin, wenn ich zurückkehre.
Wann hast du dir das letzte Mal Zeit genommen für Dinge, die dir gut tun und dich glücklich machen?