Da ist dieser Wunsch, nein, noch besser, das starke Bedürfnis, unberührte Natur zu erleben.
Aus mehreren Gründen.
Bevor ich dir aber meine Gründe nenne, möchte ich dich fragen: kennst du dieses Bedürfnis auch? Warum zieht es dich in die Natur?
Mein Verlangen, welches mich immer wieder in die Natur zieht, gründet sich auf zwei starke Anreize.
Zum einen, weil Grün uns Menschen gut tut. Das Warum habe ich in diesem Artikel beschrieben. Grün beruhigt und schärft unsere Sinne und sorgt so für einen wichtigen Erholungseffekt.
Zum anderen, weil ich mich an der Schönheit naturbelassener Landschaften einfach richtig erfreuen kann. Wilde Landschaften bestaunen, in freier Wildbahn lebende Tiere beobachten, dem Zwitschern der Vögel lauschen, in einen dichten oder lauschigen Wald eintauchen, den Wind spüren, wie er durch eine bunte Blumenwiese streift, die immense Gewaltigkeit der Berge hautnah erleben oder einfach das Draussensein geniessen – etwas Schöneres gibt es für mich kaum.
Und wo findet man all das am besten?
Dort, wo die Natur noch Natur sein darf.
In Naturschutzgebieten!
Dort, wo die Natur noch Natur sein darf
Naturschutzgebiete sind laut einer Definition der IUCN, der internationalen Naturschutzorganisation, “Land- oder Meeresgebiete, die vor allem dem Schutz und Erhalt der biologischen Vielfalt gewidmet sind, sowie natürlicher und damit verbundener kultureller Ressourcen, und welche durch gesetzliche oder andere effektive Maßnahmen verwaltet werden.”
Das muss man erst einmal verdauen. Klingt es doch sehr theoretisch, fast ein bisschen leblos. So ist es aber mitnichten!
Die wichtigste Botschaft: Schutzgebiete sollen eine zentrale Funktion in der Erhaltung der Artenvielfalt und von Ökosystemen einnehmen und eine besondere landschaftliche Vielfalt bewahren.
Jedes Naturschutzgebiet hat sein eigenes Schutzziel. Es lassen sich, im Grossen und Ganzen, drei Hauptbereiche identifizieren:
#1 In manchen Gebieten, das sind meist strikte Schutzgebiete, soll sich die Natur ohne menschliche Eingriffe zu Wildnis entwickeln oder die vorhandene Wildnis vor menschlichen Eingriffen schützen. Hinter solchen Schutzgebieten liegen konkrete Forschungsziele, wissenschaftliches Umwelt-Monitoring und Themen wie Wildnisschutz sowie, ganz wichtig, Ökosystemerhaltung.
#2 In anderen Gebieten werden spezifische Lebensräume mit ihren typischen oder endemischen Tier- und Pflanzenarten gefördert. Hier geht es um den Erhalt dieser besonderen Arten oder von natürlichen Besonderheiten.
#3 Wiederum andere Gebiete dienen zur Erhaltung einer Kulturlandschaft, wo sich trotz (früherer) menschlicher Nutzung eine besondere Artenvielfalt entwickelt hat. Hier geht es um eine nachhaltige Nutzung und den Schutz besonderer Landschaften.
Solche schützenswerte Gebiete sind im dicht besiedelten und industrialisierten Mitteleuropa selten geworden – auch in der intensiv genutzten Schweiz.
Daher sind solche Naturschutzgebiete besonders wertvolle Perlen. Sie bieten der Natur den Freiraum, den sie braucht.
Das sind die Gebiete, wo die Natur noch Natur sein darf.
Naturschutzgebiete bieten aber auch uns Menschen den Raum, den wir brauchen – für unsere Erholung, aber auch, um die Natur und ihre Zusammenhänge besser verstehen zu können und kennenzulernen. In Naturschutzgebieten können wir die Natur intensiv erleben: Pflanzen und Tiere in ihren natürlichen Lebensräumen beobachten oder das Gefühl von echter Wildnis erleben.
Wo die Natur Natur sein darf – die Sache mit der Zukunft
Naturschutzgebiete stiften lokale Identität, da sie meist territorial begrenzt sind und so klar mit einer bestimmten Region identifiziert werden. Sie sind auch ein oft unterschätztes Argument für die wirtschaftliche Entwicklung der betroffenen Region.
Neben den naturwissenschaftlichen Ambitionen erhoffen sich vor allem die Einheimischen, dass ein solches Schutzgebiet über kurz oder lang immer mehr Touristen anzieht und damit bestehende Bedenken über eingeschränkte Nutzungsrechte durch erhöhte Einnahmen aus dem Tourismusgeschäft beseitigen wird.
Es ist wichtig, solch schöne und schützenswerte Naturräume für heutige und für kommende Generationen zu erhalten. Doch das ist einfacher gesagt als es getan ist.
Es ist ein menschliches Phänomen, sich nur schwer in eine Zukunft hineinversetzen zu können, in der man selbst nicht mehr da ist. Hat die heutige Generation die moralische Verantwortung, sich darum zu kümmern, was die Menschen in der Zukunft vorfinden? Denn niemand weiss, in welcher Form die Zukunft eintreten wird.
Erschwerend kommt hinzu, dass Naturschutzmassnahmen eher langfristig ausgelegt sind. Das bedeutet, dass die heutige Generation für etwas Kosten oder Opfer bringt, wofür sie selbst kaum maximalen Nutzen haben wird – sondern eben erst eine zukünftige Generation, die davon profitiert. Ganze wissenschaftliche Abhandlungen sind über dieses Thema schon geschrieben worden.
Lassen wir den rein wirtschaftlichen Aspekt einmal beiseite. Jeder muss hier für sich selbst eine Antwort finden, eine Meinung bilden. Ich persönlich, und ich denke, das kommt in diesem Beitrag klar zum Ausdruck, halte Naturschutz für wichtig und notwendig.
Stell’ dir doch bloss mal eine Welt ohne Wälder und Wiesen vor, in der Orte und Städte bis weit hinauf in die Berge gebaut worden sind. Tiere gibt es nur noch im Zoo und Pflanzen nur noch in unseren Wohnzimmern. Anstelle des beruhigenden natürlichen Grüns begegnet den Menschen nur noch grauer lebloser Beton.
Ich habe mit Absicht überzeichnet.
Trotzdem die Frage: reizvoll?
Wohl kaum.
Mal ganz zu schweigen von der Tatsache, dass das Ökosystem Erde dann wohl vollends aus dem Gleichgewicht geräte und schlimme Naturkatastrophen wie Dürren, Überflutungen, Brände, Stürme und Kältewellen immer mehr und immer schneller zunehmen könnten.
Das ist nicht lebenswert.
Um die Weiterentwicklung von Schutzgebieten zu garantieren, bedarf es nicht nur politischer Signale, sondern auch immer wieder des eigenen Bewusstseins und Einsatzes. Und es braucht Besucher in den Naturschutzgebieten, die den lokalen Tourismus in der Region stärken und die Schönheit der Natur als Erlebnis verstanden wissen. Nur so lassen sich auf lange Sicht auch Skeptiker, Wirtschaftsbosse und grosse Unternehmen mit einbeziehen und überzeugen.
Um zu schützen, was so schützenswert ist. Und lebensnotwendig.
Dies ist der Auftakt zu einer Beitragsreihe über Naturschutzgebiete. Dieser Beitrag bildet eine kleine theoretische Einleitung für die folgenden Artikel. Er soll dazu einladen, die Schönheit der Natur, dort wo sie Natur sein darf, zu schätzen und zu erleben. Er soll aber auch zum Nachdenken anregen, welchen Stellenwert die Natur für dich persönlich hat.
In der nächsten Folge beginnen wir mit den Schutzgebieten, die noch richtig wild sind. Sie repräsentieren die stärkste Form von Naturschutzgebieten: Nationalparks! Ich stelle dir verschiedene Nationalparks im deutschsprachigen Mitteleuropa vor.
Warum in die Ferne schweifen, wenn das Schöne ist so nah? Fast vor der Haustür finden sich eindrückliche Möglichkeiten, zu Fuss unterwegs zu sein und in die Natur und auch ein bisschen Wildnis einzutauchen.
Zum Abschluss interessiert mich deine Antwort auf die folgende Frage:
Braucht es mehr Naturschutzgebiete?
“Das Ziel des Lebens ist ein Leben im Einklang mit der Natur.” (Zenon von Kition)
Ich finde die Idee super, aber du vermischst zwei Themen: Naturschutzgebiete und “unberührte Natur”. Eine Wiese muss nicht im NSG liegen, damit ich es genieße, dort zu sein. Ich wusste lange nicht, worum es geht. Du kommst vom Natur- sein zu den NSG und von dort zu Kritik. Das sind drei Schwerpunkte, die für mich zuviel sind.
Ich weiß nicht, welchen kenntnisstand deine Leser haben, aber mich würde nicht nur interessieren, was NSG sind, sondern auch, welche Verhaltensregeln gelten. Wieviel Prozent Deutschlands sind NSG? Welche (begrifflichen) Überschneidungen gibt es zu Trinkwasserschutzgebieten und FFH?
Ich denke, man hätte die Einleitung kürzen und Zwischenüberschriften einbauen sollen “Was ist ein NSG?” und “Wie gehen Menschen damit um?”
Außerdem hätte ich mir in der Einleitungsfrage mehr “Ich” als “Du” gewünscht, denn es ist ein Thema, das DIR wichtig ist und du kannst uns davon überzeugen. Und ich bin kein Fan von “dieser ARtikel soll…” – was ein Artikel mir gibt, entscheide ich selbst 🙂
Hi Evy,
danke für Deine kritischen Gedanken und Deine Anmerkungen. Das Thema Natur und Naturschutz liegt mir sehr am Herzen. Es kann durchaus sein, dass ich dabei – gefühlt – etwas übers Ziel hinausgeschossen bin. Nur leider gibt es heutzutage kaum noch bzw. auch immer weniger unberührte Natur ausserhalb von Naturschutzgebieten. Aus diesem Grunde sind diese beiden Dinge für mich mittlerweile eins geworden. Das ist schade – und meine Intention im Artikel ist es, die Menschen für mehr Naturschutz begeistern zu wollen.
Ein Artikel über Verhaltensregeln ist übrigens in Arbeit und wird bald erscheinen.
Fussige Grüsse, Jana
Natürlich sind Naturschutzgebiete wichtig, denn auch Tiere und Pflanzen haben das Recht sich in Ihrer natürlichen Umgebung ohne große Einmischung vom Menschen zu entwickeln und zu leben. Schöner Beitrag! 🙂
Hi Babsi,
danke!
Fussige liebe Grüsse, Jana
Hallo,
eine gute Frage zu Anfang. Ja, auch mich zieht es ständig hinaus in die Natur. Weshalb? Das weiß ich gar nicht so genau … Es wäre sicher lohnenswert, mal genauer darüber nachzudenken.
Und ich denke schon, dass es mehr ‘geschützten Raum’ in der freien Natur geben müsste.
Liebe Grüße, Lisa
Hi Lisa,
ich freue mich, dass ich einen gedanklichen Anstupser geben konnte. Gerade auch Kinder sollten so früh wie möglich unsere Natur kennen und schätzen lernen.
Fussige Grüsse, Jana