Das schönste Reiseziel für den Winter ist für mich …
…
… der Winter selbst!
Ich stelle dieses Aussage gleich einmal an den Anfang dieses Beitrags.
Als ich auf den Artikel von Christian und Katrin von “Before we die” gestossen bin, der dazu anregt, über mein liebstes Reiseziel für den Winter nachzudenken, musste ich wiederum nicht lange überlegen.
Während ich bei 30 Grad und hoher Luftfeuchtigkeit in Costa Rica verweile, sehne ich mich nach
Käsefondue,
Schnee,
Kälte und
dem Gefühl, sich nach einem langen frostigen Wintertag draussen bei einem heissen Bad oder mit einem heissen Tee drinnen wieder aufzuwärmen.
Aber warum?
Warum ich den Winter so liebe
Meine Lieblingsjahreszeiten sind der Frühling und der Herbst, dicht gefolgt vom Winter und erst mit etwas Abstand kommt der Sommer. Im Frühling spüre ich das Erwachen in der Natur, im Herbst verabschiedet sich dieselbe farbenfroh in den Winterschlaf. Und im Winter, da wirkt sie unnahbar und gleichzeitig verletzlich, obwohl sie – hoffentlich – geschützt unter einer dichten Schneedecke liegt.
Ist es nicht auch so, dass wir Menschen uns auch verletzlich und weniger stark fühlen, wenn es draussen kalt ist, stürmt und windet? Mir jedenfalls geht das so. Deswegen aber ist es aber umso aufregender, wenn ich mich überwinden kann, einen Fuss vor die Tür zu setzen.
Egal, ob es für eine Winterwanderung, eine Schneeschuhtour oder einfach eine Notwendigkeit im winterlich kalten Alltag ist, Stolz und Freude beleben das Gemüt und den Organismus nach einem Aufenthalt an der kühlen frischen Luft.
Ich verstehe und ich kann nachvollziehen, dass Menschen dem Winter mit seinen grauen diesigen Tagen und ungemütlichen Temperaturen gerne entfliehen wollen. Die Tatsache, dass ich es verstehe, bedeutet ja nicht, dass ich es genauso machen möchte oder muss.
Für mich gehört die Jahreszeit Winter zu meinem Leben dazu.
Der Winter ist etwas, was ich nicht mehr missen möchte.
Das weiss ich umso mehr, seit ich einen gesamten Winter im tropisch warmen Costa Rica verbracht habe.
Ich weiss jetzt, dass mir ohne die weisse frostige Jahreszeit etwas fehlt. Ich kann die kühlen Temperaturen sehr gut gebrauchen, fühle ich mich doch bei dauerhaft warmen und heissen Temperaturen sichtlich unwohl.
Natürlich, ich gebe es zu, ist der Winter auch für mich umso schöner, umso mehr Schnee liegt. Aber auch ohne das weisse Gold brauche ich den Winter.
Und es gibt fast ein Dutzend gute Gründe dafür!
Ich liebe …
… es, dem grauen diesigen Wintertag ein Schnippchen zu schlagen und trotzdem etwas Schönes im Freien zu unternehmen.
… es, mit einer kalten Nasenspitze und dick eingemummelt im Winter draussen unterwegs zu sein.
… die eingeschneite Landschaft.
… es, im Winter über den Wolken in der Sonne zu sitzen und auf schneeweisse Berge zu blicken.
… es, meine eigene Spur in einer frisch verschneiten Landschaft zu ziehen.
… es, mein eigenes Kopfkino zu besiegen und mich zu überwinden, freiwillig von der warmen Stube in das unbehagliche Draussen zu gehen.
… es, im Winterwald zu wandern, am allerliebsten, wenn es gerade schneit.
… das sanfte Wesen von leise rieselndem Schnee.
… es, den Frost zu bewundern: Eiszapfen, Schneekristalle und zugefrorene Seen oder Flüsse.
Naja, ich will ehrlich sein. Es gibt auch Dinge, die ich im Winter nicht liebe. Das sind vor allem die kurzen Tage, Schneematsch, spiegelglatte Strassen und die latente zerstörerische Gefahr, die vom Winter in den Bergen ausgeht. Ich habe einen Heidenrespekt vor Lawinen.
Da die Vorteile und die Freuden die Nachteile bei weitem überwiegen, sage ich: Winter, ja, ich will!
Wo der Winter am schönsten ist
Es gibt viele schöne Plätze, um den Winter von seiner besten Seite zu geniessen. Kleine und grosse Skigebiete oder Orte, die ideale Gelegenheiten zum Langlaufen, Schlittschuhlaufen oder Winterwandern bieten.
Wenn ich die Wahl habe, wo ich den Winter am liebsten verbringen möchte, dann in den quasi-heimatlichen Schweizer Bergen. Egal, ob in den Bündner Bergen oder im Berner Oberland, im Wallis oder in der Zentralschweiz.
Am allerliebsten auf Schneeschuhen.
Am frühen Morgen, wenn es noch dunkel ist, immer noch etwas müde, leicht fröstelnd vor die Tür treten und mit Bahn oder Bus zum Ausgangspunkt fahren. Die Schneeschuhe unter die Füsse schnallen, Lawinenausrüstung parat machen, den Rucksack aufsetzen und starten.
Loslaufen, hoch hinauf in die Berge, Serpentine für Serpentine, eine neue Spur in den frischen Schnee legend, die Aussicht geniessen, den eigenen Gedanken nachhängend bis nach einigen Stunden das Ziel in Sicht kommt.
Das Ziel ist eine Berghütte inmitten der tief verschneiten Berge, die im Winter noch gewaltiger, abweisender und monströser wirken. Ein besonderes Erlebnis ist es dabei, auf einer unbewirtschaftete Berghütte zu übernachten.
Dann heisst es Schneeschuhe ablegen, in die kalte Hütte gelangen, erst einmal Feuer machen und Schnee schmelzen. Warten, bis die Wärme langsam den Körper erwärmt, am liebsten am Platz beim Ofen, den ersten warmen Tee trinken. Später gemeinsam kochen, hungrig das leckere Essen verspeisen und noch lange zusammensitzen, sich unterhalten, über alles und nichts oder auch über ernste Themen.
Dann beginnt der innere Kampf gegen sich selbst. Der angenehmen Müdigkeit trotzend, um ja nicht zu früh in das kalte Schlafgemach zu gehen. Das Lachen wird etwas leiser, die Augen fallen immer öfter zu. Die Erinnerung an den schönen vergangenen Tag weicht der Vorfreude auf den nächsten. Nach einem letzten Blick in den klaren Sternenhimmel ist es dann doch irgendwann Zeit, ins Bett zu gehen. Jeder kuschelt sich unter seine Decke, Mütze und einen warmen Pullover griffbereit, falls es doch zu kalt bleibt.
Am nächsten Morgen, frisch erholt und voller Tatendrang, bei der ersten Helligkeit des Tages vor die Tür treten, die kalte Luft einatmen und diese Kribbeln spüren, bald wieder, mit Schneeschuhen an den Füssen durch die winterweisse Wunderlandschaft zu wandern.
Am Abend, glücklich, kaputt und dankbar, wieder zu Hause ankommen und sich ein warmes Bad gönnen, einen heissen Tee trinken und das tolle Wintererlebnis Revue passieren lassen.
Dabei kommt unweigerlich die Frage auf: Wann ist es wieder soweit, diesen wunderbaren Winter in den Bergen erleben und geniessen zu können?
Denn wenn du auch nur einmal dabei warst, spürst du dieses Verlangen nach mehr.
Auch wenn es manchmal kalt und unangenehm ist.
Aber du weisst jetzt, wie unglaublich schön der Winter – trotzdem – sein kann.
Fotos: Unsplash (sofern nicht anders angegeben)
Wow, diesen Artikel habe ich gebraucht! Mir dauert der Winter jedes Jahr zu lang.
Ich bin ganz klar ein Frühling/Sommer Mensch. Aber was du schreibst, gibt mir eine
neue Sicht auf den Winter und die Möglichkeit, den Restwinter noch zu genießen 🙂
Danke und liebe Grüße,
Dominik von supersimpel.at
Hi Dominik,
freut mich, dass Du dem Winter noch eine Chance geben möchtest. Dann hat der Beitrag ja sein Ziel erreicht. Danke dafür!
Fussige liebe Grüsse, Jana