138 Tage zu Fuss unterwegs. Rund 2700 Kilometer zwischen Budapest und Eisenach. Fernwandern par excellence. Alles, was ich für unterwegs dabei habe, befindet sich in meinem 32-Liter-Rucksack, steht online zur Verfügung oder trage ich an meinem Körper.
Fast alles habe ich unterwegs benötigt. Doch es gibt 7 Dinge, auf die ich auch in Zukunft bei keiner Fernwanderung verzichten möchte. Und das sind sie!
Ich bin ein leidenschaftlicher Wanderer. Bin seit meiner Kindheit in Wäldern und Bergen zu Fuss unterwegs ist. Natürlich weiss ich, dass die Schwere des Gewichts auf meinem Rücken entscheidend ist für den Genuss und das Gelingen einer Wanderung.
Trotzdem.
Ich beschäftige mich bis heute nicht im Detail mit Ausrüstungsfragen. Ich kann mich nicht ausreichend für dieses Thema begeistern, um dann konsequent das Gewicht meines Rucksacks minimieren zu wollen. Das liegt wohl auch daran, dass er mir bei meiner pragmatischen Packweise nie zu schwer gerät. Vom Ultraleicht-Wandern habe ich natürlich gehört, aber es reizt mich einfach nicht, mehr Zeit dafür einzusetzen.
Mein Rucksack packt sich fast von allein. Mit 20 Jahren Wandererfahrung und einer gesunden Portion Pragmatismus.
Doch es gibt bestimmte Dinge, die über Erfolg oder Misserfolg auf meiner Fernwanderung entscheiden können. Das sind zum Teil Dinge, die wohl nicht jeder in seinen Rucksack packen würde, die für mich schlicht dazugehören. Unverzichtbar sind. Zum Teil müssen sie auch nicht einmal getragen werden.
Als da sind …
7 Dinge, auf die ich auf meiner nächsten Fernwanderung absolut nicht verzichten möchte
1) Mein Smartphone
Offline unterwegs sein geht gar nicht. Dann bekäme meine Fernwanderung Expeditionscharakter. Ich brauche das Smartphone zur Buchung meiner Unterkünfte, um mein Quartier im Zielort zu finden oder um mich, wenn ich mal wieder verlaufen habe, wieder auf den richtigen Wanderweg zu bugsieren.
Es ist der verlässliche Retter in der Not.
Natürlich auch, um beim Übersetzen zu helfen, wenn Sprachmix, Hände und Füsse es nicht schaffen, eine gemeinsame Sprache zu finden.
Für die Lektüre eines eBooks in der Wanderpause oder am Abend ist es auch noch da, dank Kindle-App.
Prädikat: immens wichtig.
2) Zweitschuhe
Niemals werde ich eine Mehrtageswanderung ohne Zweitschuhe in Angriff nehmen. Man soll nie nie sagen, in diesem Fall tue ich es.
Meine Zweitschuhe sind seit einigen Jahren ausschliesslich Crocs. Universell einsetzbar. Als bequemer Schuh im Quartier, beim Duschen, zur Fusserholung und – wie auf #bud2esa ausgiebig getestet – sogar um einen geschwollenen Fuss relativ problemfrei 20 Kilometer weiter zu bringen.
Dieses Gefühl, nach einem langen Regentag in ein trockenes Paar Schuhe wechseln zu können – unschlagbar.
Meine Crocs haben mir schon so oft wichtige Dienste geleistet, dass ich sie nicht mehr missen möchte.
Prädikat: Absolut unverzichtbar.
3) Ein Wanderstock
Es gibt begeisterte und erfahrene Wanderer, die absolut sicher behaupten, dass Wanderstöcke über das Gelingen einer (Fern-)Wanderung entscheiden können. Ich stimme zu.
Man unterschätzt sehr schnell, wieviel Arbeit im Aufstieg und Sicherheit im Abstieg Wanderstöcke bieten können. Und für die restliche Wanderung sind sie ein meditatives Instrument. Das nimmermüde und gleichzeitig sanfte tak-tak-tak, wenn der Stock auf den Boden trifft, hilft schon mal, wenn der Kopf nicht mehr weiter wandern möchte.
Wenn man über 100 Tage mit Wanderstock unterwegs ist und dann auf einmal darauf verzichten muss – dann wird es urplötzlich ein ganz anderes Wandern. Anstrengender. Schwerfälliger.
Es stimmt, wenn man sagt: Manchmal weiss man erst, was man an etwas (oder jemandem) hat, wenn es nicht mehr da ist.
Ich bin ein bisschen eigen, denn ich wandere immer nur mit einem Stock. Je nach Gelände kann ich zwischen rechter und linker Hand wechseln. Der Vorteil? Ich habe eine Hand dauerhaft frei. Zum Halten. Zum Fotografieren. Und ich muss nur das Gewicht eines Wanderstockes mit über die Kilometer wuppen.
Prädikat: Oft unterschätzt, selten unterwegs wirkungslos.
4) Navigieren mit GPS-Track
Heutzutage ist es keine grosse Kunst mehr, zu navigieren und sich unterwegs zu orientieren. Zumindest dann, wenn man, so wie auf meinem “EB”-Fernwanderweg, nicht in absoluter Wildnis wandert, sondern eigentlich täglich die Zivilisation berührt. Doch auch dann hat es sich als sehr wirkungsvoll herausgestellt, einen GPS-Track auch offline verfügbar zu haben.
Während ich in Ungarn und in Deutschland keine gröberen Wegfindungsschwierigkeiten hatte, verschwand mein Wanderweg in der Slowakei, in Tschechien und auch in Polen auch gerne einmal plötzlich im Nirgendwo. Wo eben noch ein deutlicher Wanderweg war, war jetzt nichts mehr. Oder ein dichtes Dornengestrüpp. Welch’ freudige Nachricht, wenn das GPS dann sagt: “Alles gut. Du bist mitten auf deinem Weg.”
Auch an den vielen nicht-markierten Wegkreuzungen lohnt es sich, einen Blick auf das GPS zu werfen. Wer möchte denn bei 2700 Kilometern Gesamtdistanz noch extra Meter machen, nur weil man sich verläuft?
Als sehr gute Quelle für markiere Wanderwege weltweit kann ich Waymarked Trails empfehlen. Ich habe kein eigenes GPS-Gerät dabei gehabt, sondern habe mir die Daten auf mein Smartphone in Outdoor-Active geladen.
Prädikat: Ohne kann es schon mal komplett in die falsche Richtung gehen.
5) Einmal Wechselklamotten (als stille Reserve)
Vermutlich schlagen jetzt viele Ausrüstungsprofis die Hände über dem Kopf zusammen. Wechselklamotten für die Unterkunft? Unbedingt, sage ich. Würde ich immer wieder machen.
Egal, ob für den Abend in der Unterkunft, den Spaziergang im Ort oder als letzte trockene Reserve nach einem patschnassen Regentag. Ein Set aus Hose und Pullover ist im Rucksack für alle Fälle immer dabei.
Und ausschliesslich, um nicht damit zu wandern.
Es fühlt sich einfach schöner an, auch für meine eigene Nase, wenn ich mal nicht nach Wanderanstrengung muffele.
Und dann, am letzten Tag, bei der Zielankunft, hole ich diese Wechselklamotten wieder hervor und wandere sauber und frisch riechend ins Ziel. Unnützer Luxus? Mitnichten. Es gehört für mich zum Wohlfühlen und Wandergenuss dazu.
Ein bisschen verrückt darf man schon sein.
Prädikat: Wohlfühlfaktor mit Motivationsschub.
6) Ein Sitzkissen
Wer viel wandert, ist nicht wählerisch und nicht wählerisch zugleich, wenn es um den Pausenplatz geht. Ein schönes Fleckchen sollte es schon sein. Eines, wo man auch gemütlich sitzen kann. Egal, ob Bank, Wiese oder Baumstamm. Am besten mit Aussicht oder auf einer idyllischen Waldlichtung. Gerne auch mal mitten im Dorf. Doch mitten in den Dreck oder ins Nasse möchte man sich dann doch nicht setzen.
Abhilfe schafft ein ultraleichtes Sitzkissen. Kann ganz klein zusammengefaltet werden. Hält die Hose sauber und den Hintern warm. Und kann ganz schnell wieder abgewaschen werden.
Kleines Gewicht, grosse Wirkung.
Prädikat: Macht jede Pause zum Vergnügen, auch bei Regen und ohne Bank.
7) Die Fähigkeit, um Hilfe zu bitten
Hat kein Gewicht. Kann man nicht kaufen. Kostet manchmal Überwindung. Sollte in Herz und Verstand immer dabei sein. Wird nur ganz ganz selten verwehrt, wenn einmal ausgesprochen. Bringt oftmals überraschende und herzliche Begegnungen. Macht mehrere Menschen glücklich – die, die die helfen konnten oder durften und der, dem geholfen werden konnte.
Prädikat: Unbezahlbar.
Natürlich, das gebe ich zu: an Tagen, wo ich mit leichterem Gepäck unterwegs bin, ist das Wandervergnügen so genussvoll wie der Rucksack leichter war. Aber für mich eben nicht umso viel mehr genussvoller, dass ich auf diese Dinge verzichten möchte, mit denen ich es mir unterwegs bequem machen kann.
Denn diese Bequemlichkeit ist für mich auch eine Form von Genuss. Von Freude. Von es unterwegs leichter und angenehmer haben. Es lässt manche andere Anstrengung dadurch vergessen.
Ich gebe zu, es gibt auch etwas, was ich beim nächsten Mal nicht wieder mitnehmen würde. Was das ist? Mein Laptop. Das war wirklich zu viel des Guten.
Nicht wegen des Gewichts, sondern um sich noch mehr Freiräume zu schaffen für das Wandern durch Kultur- und Landschaftsräume und Gedankenwelten.
Auf was möchtest Du unterwegs nicht verzichten? Lass es uns gerne in den Kommentaren wissen?
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