Der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, Donald Trump, machte im Jahre 2013 eine Aussage, nachzulesen auf seinem Twitter-Account, die seit seinem Wahlkampf wieder in aller Munde ist:
“Global warming is a total, and very expensive, hoax!”
Einfach übersetzt: Der Klimawandel ist ein Scherz. Eine Lügengeschichte.
Mitnichten.
Nun, Donald Trump ist (eigentlich) Unternehmer. Jemand, der Erfolg nur in wirtschaftlichen Gewinnen oder Machtzuwachs misst. Jemand, dem monetäre Erfolge wichtiger sind als der ebenfalls zum nachhaltigen Wirtschaften gehörende Umweltschutz. Der Klimawandel kommt für ihn daher sehr ungelegen, sorgt er doch für zusätzliche Kosten, Aufwände und geringere Erträge.
Trotzdem gibt es viele Menschen auf unserer Erde, die sich – aus weniger offensichtlichen Gründen – mit dem Klimawandel und dem Thema globale Erwärmung ebenfalls schwer tun.
Das heisst aber nicht, dass Klimawandel und globale Erwärmung nicht existieren.
Es gibt verschiedene und nachvollziehbare Gründe, warum der Klimawandel so schwer greifbar ist. Dabei geht es um so vielfältige Bereiche wie Wirtschaft, Psychologie, Wissenschaft, die Zukunft und die Gegenwart.
1. Das Klima ist ein öffentliches Gut
Ein öffentliches Gut zeichnet sich durch zwei Merkmale aus:
A) Prinzip der Nichtrivalität: Der Konsum des Gutes durch eine oder mehrere oder viele Personen reduziert nicht die Menge oder Qualität des Gutes für andere. Das gilt für einzelne Teile des Klimas uneingeschränkt, wie zum Beispiel für die Sonne. Wenn man auf andere Faktoren des Klimas, wie saubere Luft oder Trinkwasser abstellt, wird es schon schwieriger. Das Klima oder das Wetter – in seiner Gesamtheit – ist aber ein öffentliches Gut.
B) Prinzip der Nicht-Ausschliessbarkeit: Niemand kann von der Nutzung öffentlicher Güter ausgeschlossen werden. Im Bezug auf das Klima heisst das, dass jedes Lebeswesen, somit auch jeder Mensch, davon abhängig ist und das Klima nutzt, wie es ist. Niemand kann festlegen, wieviel das Gut durch wen genutzt wird. Das schaffen auch nicht die Wirtschaft oder der Markt – denn das Klima existiert ohne deren Einflüsse. In gewisser Weise ist es zwar vorhersagbar, aber eben nicht beeinflussbar.
Das Dilemma mit öffentlichen Gütern, und somit auch mit dem Klima auf der Erde ist, dass niemand davon ausgeschlossen werden kann. Egal, ob er sich an deren Schutz oder Erhalt beteiligt hat.
Das verleitet dazu, sich soviel wie gewollt von diesem Gut zu nehmen oder es zum eigenen Vorteil auszunutzen, weil man für den Schaden ja nicht alleine aufkommt oder gar davon gar nicht betroffen ist.
2. Generationengerechtigkeit
Das menschliche Verhalten war, ist und wird immer Gegenstand vieler wissenschaftlicher Abhandlungen sein.
Eine Erkenntnis aus diesen Studien ist, dass wir Menschen für unsere eigene Lebenszeit Verantwortung übernehmen können.
So weit so gut.
Aber:
Wir tun uns sehr schwer damit, die Verantwortung für das Wohl kommender Generationen übernehmen zu wollen.
Das bedeutet, dass Menschen nur sehr schwer davon zu überzeugen sind, in ihrem Leben etwas auf sich zu nehmen, zu schaffen oder auf etwas zu verzichten, von dessen Resultat sie selbst zu ihrer Lebenszeit kaum oder gar nicht profitieren werden.
Im Zusammenhang mit dem Klimawandel kommt erschwerend hinzu, dass Umweltschutzmassnahmen sehr langfristige Projekte sind. Teilweise vergehen Jahrzehnte vom Initiieren eines Projektes bis hin zu ersten sichtbaren oder messbaren Erfolgen.
Das ist für uns Menschen ein echtes Problem.
Für die menschliche Psyche stellt sich im Rahmen der Umweltethik darum die Frage:
Warum sollen wir heute unseren Konsum einschränken oder unsere Gewohnheiten der Umwelt zuliebe ändern, wenn wir selbst gar nichts mehr davon haben?
Aus diesem Dilemma heraus entstand der Begriff der nachhaltigen Entwicklung, der heute so mannigfaltig und inflationär genutzt wird. Fast in Vergessenheit geraten ist, warum Nachhaltigkeit so wichtig ist. Denn sie ist eine mögliche Option, dem beschriebenen Generationenkonflikt beizukommen.
Nachhaltig ist eine Entwicklung, “die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskieren, dass künftige Generationen ihre eigenen Bedürfnisse nicht befriedigen können.“ (Brundtland-Bericht aus dem Jahr 1987).
Das klingt doch eigentlich ganz vernünftig, oder? Die Herausforderung besteht darin, dass Bedürfnisbefriedigung ein sehr weites Feld ist.
Zu weit wohl, damit alle Menschen für den Klimawandel nachhaltig in Aktion treten können.
Natürlich darf auch die Frage nicht aussen vor gelassen werden, ob wir uns heute (jetzige Generation) darum kümmern müssen, was morgen (nächste Generation) ist?
Zumindest für jeden Menschen, der selbst Kind(er) hat, sollte die Antwort dabei klar sein …
3. Der wirtschaftliche Nutzen von Ökosystemen ist nur schwer quantifizierbar
Wusstest du, dass es Ökosystemdienstleistungen gibt?
Wenn nein, das verwundert nicht. Denn wir nehmen sie als selbstverständlich hin.
Dienstleistungen aus Ökosystem sind der Nutzen, den wir Menschen aus unserer Umwelt und Natur mit ihren funktionierenden Ökosystemen ziehen. Beispiele sind:
– die Bereitstellung von Trinkwasser,
– das Bestäuben von Blüten durch Bienen,
– die Bereitstellung von frischer Luft,
– die Regulierung des Klimas,
– Erhaltung der genetischen Vielfalt,
– die Gelegenheit, in der Natur seine Freizeit zu verbringen und zu geniessen,
– und viele andere mehr.
In unserer wirtschaftlich ausgerichteten Gesellschaft, die für alles einen monetären Wert bestimmt und an den Märkten verhandelt, spielen diese so fundamentalen Dienstleistungen keine Rolle. Sie werden nicht eingepreist, sondern wir nutzen sie tagtäglich, ohne uns darüber Gedanken zu machen oder dafür etwas zu bezahlen.
Ohne diese Ökosystemdienstleistungen in ihrer Gesamtheit wird das menschliche Leben auf unserer Erde unmöglich. Solange wir darüber aber frei verfügen und somit ihren materiellen Wert nicht anerkennen, werden wir sie trotzdem nicht schützen wollen.
Warum?
Die Herausforderung liegt darin, dass es nur schwer möglich ist, diese natürlich existierenden Vorteile zu quantifizieren. Was ist die Bestäubung einer Pflanze durch eine Biene wert? Wieviel kostet die Bereitstellung von Sauerstoff an der frischen Luft?
Wie sonst, wenn nicht quantifizierbar, können wir einzelne Ökosystemleistungen anerkennen und schützenswert machen?
4. Unsere Umwelt kann sich selbst regulieren – bis zu einem bestimmten Punkt
Wir Menschen leben über unsere Verhältnisse. Das ist nicht neu. Aber wir überreizen die Fähigkeiten unseres Planeten mit jedem Jahr mehr.
Gäbe es keien wissenschaftlichen Studien, die aufzeigen, wie verschwenderisch wir mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umgehen, wir würden es kaum merken.
Das liegt daran, dass unsere Umwelt die Fähigkeit hat, Abfall und anderes Schadhaftes (wie zum Beispiel die Luftverschmutzung) in harmlose oder sogar nützliche Produkte umzuwandeln.
Das passiert durch natürliche Prozesse und funktionierende Ökosysteme, wird stellenweise aber natürlich durch technischen Fortschritt forciert.
Das Problem dabei?
Das alles klappt nur bis zu einem gewissen Punkt und ist abhängig vom Klima (Achtung, hier wird der Kreislauf gesprengt!), Regen, Wind und geographischen Komponenten.
Wir fühlen uns aber weiterhin sicher, weil unsere Erde ihrer Mülleimer-Funktion noch immer teilweise vernünftig nachkommen kann. Um es mit dem Titel eines wichtigen Dokumentarfilms zu sagen: “Before the Flood” – oder in meinen Worten: Bis es zu spät ist und der Mülleimer zu voll geworden ist.
Was dann passiert, wissen wir noch nicht …
5. Der Klimawandel vollzieht sich in kleinen, manchmal unmerklichen, Schritten
Die Sache mit dem Klimawandel wäre einfacher, wenn von heute auf morgen das Eis an den Polen schmelzen würde, alle Gletscher ihr Eis verlieren, kein oder nur noch Regen fallen würde, eine Dürreperiode sich an die nächste reiht, sämtliche Flüsse über die Ufer treten und der Meeresspiegel gleich am besten um zwei Meter ansteigt.
Dann merkten wir es ganz deutlich. Dann wüssten wir es. Erst dann würden wir es akzeptieren.
Es?
Die Änderung unseres Klimas. Die Veränderung unserer Lebensbedingungen.
Das passiert aber nicht. Zum Glück. Denn sonst wären wir schlecht vorbereitet auf diese Katastrophen.
Eigentlich haben wir die Chance, gegenzusteuern und uns vorzubereiten auf die Änderungen, die der Klimawandel mit sich bringt. Doch wir tun uns schwer mit seiner Akzeptanz – auch, weil die globale Erwärmung sich nur in kleinen Schritten vollzieht. Kleine Schritte, die für viele Menschen in den am meisten entwickelten Ländern mit den grössten Möglichkeiten kaum spürbar sind.
Für die Menschen am Rande dieser Länder, in Grönland oder auf den kleinen Inseln, beeinträchtigt er aber schon heute das tägliche Leben. Das Problem: die Stimmen dieser Menschen gehen im Grundrauschen unserer täglichen Welt unter und werden nicht gehört.
Und nun?
Donald Trump mag zwar ein einflussreicher Mann sein. Und mittlerweile ist er wohl auch ein politisches Schwergewicht. Es wäre aber falsch, seinen geistigen Ergüssen kommentar- und nachdenkenlos zu folgen.
Es gilt, für unsere Umwelt, für unsere Natur, für unsere natürlichen Lebensbedingungen Sorge zu tragen.
Im eigenen täglichen Tun.
# Indem wir unseren menschlichen Schwächen bewusst gegensteuern.
# Indem wir uns informieren.
# Indem wir das Gespräch und den Austausch suchen.
# Indem wir Veränderungen anregen. Indem wir unsere eigene Komfortzone auch mal verlassen, um notwendige Neuerungen zu akzeptieren.
Und indem wir auch öfter hinterfragen, was uns da so selbstverständlich aufgetischt wird jeden Tag. Und weniger Greifbares greifbarer werden lassen.
„Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann.“ (indianische Weisheit)
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