Jannis Riebschläger ist mit seinen 20 Jahren schon einer der ganz Erfahrenen unter den Digitalen Nomaden Deutschlands. Ich habe ihn auf der letzten DNX getroffen, wo er seinen ersten eigenen Kinofilm vorgestellt hat. Ja, richtig gelesen – seinen ersten eigenen Kinofilm.
Jannis liebt das Reisen, das Abenteuer und das unterwegs Sein. Egal, ob beim Wandern, beim Trampen oder wie jetzt neu mit dem Motorrad! Seine Projekte haben ihn dabei schon kreuz und quer durch Europa geführt, von denen er auf seinem Blog sowie in seinen Büchern und seinem Film berichtet.
Erfahre im heutigen Interview mit Jannis …
✓ … von Gänsehautmomenten unterwegs
✓ … warum sich Wandern und Trampen so gut ergänzen und
✓ … was ihm Wandern für seine Selbständigkeit lehrt.
Wandern lehrt mich Geduld und Gelassenheit
Jannis ist Abenteuerblogger auf Jannis’ Life und Filmproduzent. Nachdem er letztes Jahr sein Abitur gemacht hat, ist er quer durch Europa bis ans Nordkap getrampt, worüber er seinen Film “Hyperborea – Per Anhalter zum Nordkap” produziert hat. Dieser lief in rund 40 Kinos Deutschlandweit und ist inzwischen auch auf DVD und zum Download verfügbar.
Derzeit befindet sich Jannis auf einer Motorradtour durch Europa. Unterwegs dreht er die Lektionen für die Easy Movie School, seine Online-Filmschule, in der er Filminteressierten beibringen wird, wie sie mit kleinem Budget ihren Film produzieren und ins Kino bringen können.
1. Bist Du gerne zu Fuss unterwegs – im Alltag, auf Reisen, beim Wandern oder in der Natur?
Besonders in der Natur bin ich gerne zu Fuss unterwegs, denn nur zu Fuss komme ich wirklich tief in die Natur, dorthin, wo sie noch unberührt ist.
Auf Reisen habe ich außerdem das Gefühl, den Ort richtig kennenzulernen, wenn ich zu Fuss unterwegs bin. Durch die Langsamkeit prägen sich viel mehr Details ein. Ich nehme die räumlichen Zusammenhänge besser wahr und sehe, wie sich die Umgebung langsam verändert. Ich nehme alle Gerüche und Geräusche um mich wahr, die mir im Auto entgehen würden. Auf Reisen zu Fuss unterwegs zu sein fühlt sich daher für mich an wie ein richtiges Eintauchen in den anderen Ort.
2. Auf “Jannis Life” berichtest Du von Deinen Abenteuern rund ums Trampen, Wandern und Backpacking. Was macht für Dich den Reiz aus, auf diese Art und Weise auf Reisen unterwegs zu sein?
Es macht mir sehr viel Spaß, wirklich in eine Gegend einzutauchen und nicht nur einen kleinen Flecken zu sehen. Für mich spielt das „in Bewegung sein“ eine große Rolle. Dabei bietet jedes Fortbewegungsmittel eigene Vorteile. Daher toure ich derzeit beispielsweise mit dem Motorrad durch Europa, was gegenüber dem Trampen den Vorteil bietet, Ankunftsort und Zeit selbst zu bestimmen, so dass ich unterwegs viele Veranstaltungen mitnehmen und Leute treffen kann.
3. Was bietet Dir das Trampen, was das Wandern Dir nicht bieten kann? Und andersherum?
Weshalb ich das Wandern mag, habe ich ja bereits in der 1. Frage beschreiben. Ich mag es, so tief in die unberührte Natur zu kommen. Da ich aus einer Gegend mit wenig Natur komme, sehe ich das Trampen als ideale Ergänzung hierzu.
So bin ich vor zwei Jahren beispielsweise zum Alpenrand getrampt, um dann über die Alpen zu wandern, oder letztes Jahr zum Nordkap, wo mein Kumpel Joel und ich dann noch eine Wanderung ins norwegische Hinterland gemacht haben. Durch das Trampen lassen sich größere Entfernungen zurücklegen. Gleichzeitig lerne ich dabei viele interessante Leute kennen, was das Alleinsein in der Natur fantastisch ergänzt.
4. Welches Erlebnis zu Fuss unterwegs, egal ob ein schönes oder nicht so schönes, bleibt Dir besonders in Erinnerung? Warum?
Bei besagter Alpenüberquerung bin ich über einen vereisten Berggrad gewandert. Immer wieder hat sich der Weg verlaufen oder war durch den Schnee nicht mehr erkennbar. So mussten Wibke, die mit mir gewandert ist, und ich uns irgendwann selbst einen Weg um einen Geröllhaufen suchen, der das Weitergehen auf dem Grad verhinderte.
Ich stieg einige Meter den Hang hinab, wo ich meinte, zwischen den Steinen einen sicheren Weg erkannt zu haben. Vorsichtig tastete ich mich vor, als plötzlich der Grund unter meinen Füßen nachgab. Ich brach in das Schneeis ein und schlitterte gradewegs auf den steilen Abhang zu. Zum Glück konnte ich grade noch rechtzeitig einen Stein fassen. Doch das Adrenalin machte mich hellwach uns setzte ungeahnte Kräfte in mir frei. So gelang es mir, mich wieder auf den Weg zu ziehen.
Mein Vater hatte letztes Jahr ein ähnliches Erlebnis, jedoch konnte er sich nicht mehr abfangen und schlitterte in den Schweizer Alpen den Abhang hinab. Zum Glück hat ihn ein Grasoden gebremst und davor bewahrt, in den Eissee zu schlittern. Ein rettender Helikopter war schnell zur Stelle.
Über diesen Absturz hat er einen Gastartikel auf meinem Blog veröffentlicht, bei dem ich eine Gänsehaut bekommen habe. Das Leben kann schnell vorbei sein, auch bei guter Vorbereitung. Ich finde es wichtig einen gesunden Respekt vor der Natur zu wahren, sich aber gleichzeitig bewusst zu sein, dass nicht jedes Risiko ausgeschlossen werden kann.
5. Welche besonderen Entdeckungen machst Du zu Fuss unterwegs?
Diese Nashornmutter, die sich schützend vor ihr Junges stellt, habe ich beispielsweise bei einer Wanderung im Chitwan Dschungel in Nepal entdeckt. Ein imposanter Anblick, jedoch nicht ganz ungefährlich, da die kurzsichtigen Tiere, wenn sie nicht klar erkennen können, was sich da bewegt, zur Sicherheit gerne einfach mal drauf los gehen. Weshalb ich mich nach diesem Foto vorsichtig und möglichst unauffällig verdrückt habe.
6. Wenn Du länger unterwegs bist, was darf auf keinen Fall fehlen?
Es geht nicht mit, es geht nicht ohne: Meine Gitarre. Ich habe sie bei meinen Touren immer abwechselnd dabei und nicht dabei. Sie ist ein echt schwerer Brocken für mich, der sonst auf jedes Gramm achtet, doch bei längeren Touren vermisse ich sie doch ganz schön.
7. Mit wem würdest Du gerne mal ein Stück spazieren gehen oder eine Wanderung machen?
Tim Ferriss wäre sicher ein interessanter Gesprächspartner. Er ist Autor des bekannten Buches „Die 4-Stunden Woche“, das die Welt der Onlineunternehmen revolutioniert hat. Ich fände es spannend herauszufinden, wie er wohl so privat tickt.
8. Wirkt sich die Entschleunigung, zu Fuss unterwegs zu sein, auch auf andere Bereiche in Deinem Leben aus? Wenn ja, wie?
Auf jeden Fall! Grade bei mir als Selbstständigem läuft im Job nicht immer alles rund. Das Wandern hat mich die Geduld und Gelassenheit gelehrt, die ich hierfür brauche.
Wie es ein altes chinesisches Sprichwort so schön sagt: „Fürchte nicht den langsamen Fortschritt. Fürchte nur den Stillstand.“
‘Fürchte nicht den langsamen Fortschritt. Fürchte nur den Stillstand.’ (Chinesisches… Klick um zu Tweeten
9. “Gehen ist des Menschen beste Medizin.” (Hippokrates) Weil …?
… es für mich körperlich wie mental der perfekte Ausgleich zur Laptoparbeit ist, mir die Distanz zu den Alltagsproblemchen gibt, die ich brauche und mich gleichzeitig erinnert, wie wenig es zum Leben braucht.