Es gibt diese Tage, an denen ich merke, dass mir alles zuviel wird. Der Kopf dreht sich, ich komme nicht zur Ruhe, fühle mich ausgelaugt. Nicht, weil ich zuviel zu tun hätte. Nein, sondern eher, weil meine Sinne wieder einmal zu viel beansprucht wurden. Stimuliert von Sachen, die mich ablenken und nicht gewollt sind.
Meist ist es dann laut und hektisch. So wie das Leben in einer Stadt eben ist. Wo man sein muss, wenn man als Büromensch arbeitet. Ich habe kaum Zeit und noch weniger Platz, um mich frei oder besser wie gewollt zwischen den vielen Häusern, Glas- und Glitzerfassaden sowie Betonmauern bewegen zu können. Es ist mir zu eng. Zuviele Menschen auf zu wenig Raum. Dazu kommen oftmals schmutzige Luft oder unsaubere Strassen, das Dröhnen des Verkehrs, schrille Geräusche, ständige visuelle Anreize. Alles Dinge, die mich nerven können und unruhig werden lassen. Kennst du das auch?
Mit einem Wort: Reizüberflutung.
Die Konsequenz: Fluchtgedanken.
Und idealerweise: Nicht nur Gedanken, sondern tatsächliche Flucht.
Aber wohin?
Ab in die Natur. In die Stille. Dorthin, wo wir uns wohlfühlen und wieder Kraft tanken können. Wo wir danach gestärkt wieder herauskommen.
Und viele dieser Umgebungen sind Grün.
Beobachte das mal in deinem eigenen Umfeld. Mir fiel es gerade letztens erst wieder auf, als ich meine Rückenmassage genoss: der Raum war in Grün gehalten. Nicht ohne Grund!
Warum tut uns das Grün so gut?
Grün ist die Farbe der Natur und damit des Lebens. Der Mensch gehört zur Natur und eigentlich, historisch betrachtet, auch in die Natur.
Leider haben sich die Dinge im Laufe der Geschichte etwas anders entwickelt und die Mehrheit der sieben Milliarden Menschen auf unserem Planeten Erde lebt jetzt nahezu – gefühlt – unabhängig von der Natur. “Wir Menschen gehören auch zum Ökosystem Natur.” ist dieser eine Standardsatz, der in solchen Diskussionen oftmals fällt. Das mag einmal richtig gewesen sein, ist es aber heute nicht mehr uneingeschränkt. Ein regelrechter Trugschluss! Das zu vertiefen gehört aber nicht zum heutigen Beitrag.
Zurück zur Farbe Grün!
Was assoziierst du mit grün?
Ich denke an Harmonie, Ruhe, Ausgeglichenheit, Sicherheit. Und natürlich ist grün die Farbe der Hoffnung. Grün steht auch für Kreativität und Reichtum. Reichtum im Sinne von Wachstum, Regeneration und Überfluss. Das sind wesentliche Folgen und Notwendigkeiten eines funktionierenden Ökosystems und einer intakten Natur. Eigenschaften, die die Natur braucht, damit das Leben in ihr so abläuft, dass sich alle Lebewesen darin, entsprechend ihrer Rolle im Ökosystem, wohlfühlen können.
Bemerkst du etwas? Das sind alles Attribute, die das Gefühl von “alles in Ordnung” vermitteln.
Da wir Menschen natürlicherweise zur Natur gehören, fühlen wir uns dort auch geborgen. Dort können wir besser mit Belastungen umgehen, die eigene Stimmung hebt sich und wir finden unseren inneren Frieden wieder.
Warum?
Die eingangs beschriebenen Reize abzuwehren kostet uns eine Menge Energie. Diese mehrheitlich künstlichen Reize sind sehr dominant und haben eine harte Wirkung auf uns. Wir brauchen die Botschaft der meisten Reize gar nicht, sie sind für unsere Angelegenheiten nicht notwendig. Das bekannteste Beispiel dafür ist visuelle oder akustische Werbung. Du kannst auch an das Hupen von Autos, stinkende Abgase des Verkehrs oder einfach das Telefonklingeln in einem unpassenden Moment denken. All das brauchst du gerade nicht. Dennoch muss dein Körper Energie aufwenden, um mit diesen ungewollten Reizen umzugehen und sie für dich auszublenden.
Ein Aufenthalt in der Natur dagegen bietet uns andere, weichere Reize an. Faszinierende Stimuli, die wir viel leichter aufnehmen können. Vor allem deshalb, weil es auch zahlenmässig viel weniger verschiedene und fremdartige Reize sind.
Erinnere dich einmal an deinen letzten Spaziergang im Wald! Welchen Anregungen warst du ausgesetzt? Dem Zwitschern der Vögel, dem Zirpen von Grillen, der Schönheit von Pflanzen und Landschaft oder dem Glücksmoment, ein wildlebendes Tier entdeckt zu haben. Auf jeden Fall alles Reize, die du viel leichter und angenehmer aufnehmen und verarbeiten konntest.
Wenn du eine Weile in der Natur, im Grünen, gewesen bist, bist du auch wieder in der Lage, Neues aufzunehmen, zu reflektieren und dich auf deine anstehenden Aufgaben konzentrieren zu können. Das Ergebnis: Stressabbau und Rekonvaleszenz – der Energiespeicher für Körper und Geist ist wieder aufgeladen. Mit neuer Kraft und neuem Selbstbewusstsein ausgestattet, fühlst du dich gleich viel besser für kommende Anforderungen und neue Reizüberflutungen.
Du musst neue Energie tanken? Dann ab in die Natur und das Gefühl von 'alles ist in Ordnung' wiederfinden! Click To TweetWenn du dazu mehr erfahren möchtest, dann beschäftige dich mit der “Attention Restoration Theory” von Rachel und Stephen Kaplan, die beide Professoren der Psychologie an der Universität von Michigan sind, und dieses Warum in ihrer Arbeit erklärt haben.
Dorthin gehen, wo es uns gut tut!
Du weisst jetzt, was du tun kannst, um deine Batterien wieder aufzuladen und deine Energie wiederzufinden. Als ich noch im festangestellten Bürojob arbeitete, war der Ausflug in die Natur am Wochenende mein regelmässiger Fluchtpunkt. Ich suchte die Stille, die Ruhe und brauchte das Grün um mich herum, um meine aufgebrachten Sinne regelrecht wieder zu beruhigen. Mit frischen Kräften bewältigte ich so die nächste Arbeitswoche.
Grün und Natur sind nicht nur der Wald. Du kannst auch in einen Park gehen, solange er gross genug ist, den Lärm einer Stadt zu filtern. Oder einfach aufs Land fahren und durch die Wiesen- und Felderlandschaft spazieren. Alternativ kannst du in den Bergen wandern gehen oder mit dem Fahrrad dem Lauf eines Flusses folgen. Oder einfach auf einer schönen Blumenwiese ein Picknick machen oder ein Buch lesen.
Hauptsache, die Umgebung ist entsprechend still, so dass du nur den wenigen sanften Stimuli ausgesetzt bist.
Das muss nicht mal ein langer Aufenthalt sein: bereits fünf Minuten helfen schon. Aber klar – je länger, desto besser!
Wenn du ausserdem noch das Gefühl suchst, etwas Gutes zu tun, nicht nur für dich selbst, denn das ist das Wichtigste, sondern auch für andere, dann sei zu Fuss unterwegs in einem Naturschutzgebiet!
Das Gefühl, unberührte Natur zu erleben sowie Tiere und Pflanzen in freier Wildbahn zu entdecken, lässt die Seele baumeln und sorgt für unbeschreibliche Glücksgefühle. Das Gute, das du damit tust, ist, mit deinem Interesse und deiner Aktivität zu helfen, wieder ein Stück intakte Natur schützenswert zu belassen.
Denn wir Menschen brauchen die grüne Natur mehr, als es uns im hektischen Alltag bewusst ist und mehr, als wir eigentlich glauben mögen! Denn wir selbst gehören auch zur Natur, nur eben nicht alles, was wir mit unserer Energie so anstellen.
Im nächsten Beitrag in der Rubrik Natur stelle ich dir die verschiedenen Naturschutzgebiete vor, mitsamt dem Guten und den schönen Momenten, die du dort finden wirst. Stay tuned!
“Die Natur ist die große Ruhe gegenüber unserer Beweglichkeit. Darum wird sie der Mensch immer mehr lieben, je feiner und beweglicher er werden wird.“ (Christian Morgenstern)
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