Uns Menschen kann man es nicht immer recht machen. Und wir selbst machen es uns auch nicht immer einfach.
Wir wollen immer etwas erleben. Aufregend muss es sein. Kosten sollte es auch nicht so viel und der Aufwand muss minimal sein. Abwechslung brauchen wir auch noch. Herausforderungen suchen und annehmen, das ist so eine Modeaufgabe der heutigen Zeit. Früher sagte man dazu: ein Abenteuer erleben. Spannend und fesselnd am besten. Sich selbst in ungewohnter Umgebung testen.
Doch wo und wie kann man heutzutage noch ein Abenteuer erleben, ohne gleich im afrikanischen Busch eine Walking Safari zu machen oder mit dem Segelboot die Welt zu umrunden?
Eine schöne fussige Idee ist eine Fernwanderung oder Pilgerreise, wie ich sie selbst mit dem “Internationalen Bergwanderweg der Freundschaft” in Angriff nehme. Eine Fernwanderung ist aufregend genug und kostet nun auch nicht die Welt. Der Aufwand aber, der ist zu gross, um mal eben ein Abenteuer zu erleben.
Wie können der zuFüssler, du oder ich nun also Abenteuer erleben?
Ganz einfach: in Form von Mikroabenteuern.
Frei nach dem Motto: Klein, aber oho!
Was ist ein Mikroabenteuer?
Alastair Humphreys, ein Brite, der 2012 vom National Geographic zum Abenteurer des Jahres gekürt wurde, definiert Mikroabenteuer “als ein Abenteuer, das nahe an zu Hause ist: kostengünstig, einfach, kurz und trotzdem sehr effektiv.” Darüberhinaus solle es alles bieten, was grosse Abenteuer ausmacht: “Herausforderung, Spass, Eskapismus, Lernen und Erfahrung sowie Aufregung”.
Ganz schön viel Inhalt für ein Erlebnis, das mit dem Präfix Mikro beginnt. Spass und Aufregung scheinen die beiden einfachsten Variablen zu sein. Um zu lernen, Erfahrungen zu machen und neuen Herausforderung zu begegnen, braucht es Eskapismus. Oder einfacher gesagt: raus muss man. Raus aus der Wohnung, raus aus der Komfortzone, raus aus bekannten Gefilden hinein in unbekannte.
Wer Abenteuer erleben möchte, für den klingt das sofort reizvoll. Wer sich an das Thema Abenteuer erleben erst herantasten möchte, der mag sich fragen: Wo will ich heute hin? Was mache ich heute?
Während es in früheren Zeiten ein Abenteuer war, Bären zu begegnen, durch unentdecktes Land zu reisen oder Indianern zu begegnen, die noch nie zuvor andere Menschen gesehen haben, verläuft die Suche nach Mikroabenteuern wesentlich unspektakulärer.
Mikroabenteuer verlaufen heutzutage weit weniger wild, sondern sind eher in dem Bereich angesiedelt: Was wollte ich schon immer mal machen? Was möchte ich einmal ausprobieren?
Die Suche nach möglichen Optionen kann dich also auch in eine Richtung führen, in der du ein Abenteuer nicht unbedingt erwartet hast. Probiere dich aus im Zeichnen, Klettern, Singen, Tanzen, Mountainbike fahren, Segeln, Kanu fahren, Handarbeit oder Paragliden – oder was immer auf deiner Liste stehen mag.
Natürlich gibt es auch richtig fussige Optionen.
Inspiriert von Alastair Humphreys Buch “Microadventures: Local disoveries for great escapes” habe ich für dich 10 interessante Vorschläge, damit du deinen Wunsch, Abenteuer zu erleben, erfüllen kannst. Einfach und schnell umsetzbar sowie trotzdem herausfordernd und aufregend als Mikroabenteuer.
10 Mikroabenteuer für zuFüssler
1. Übernachte in deinem Garten
Dazu braucht es nicht viel: warmes Wetter im Frühling oder Sommer, einen Schlafsack und – einen Garten. Alternativ tut es auch ein Balkon. Die Idee ist, einfach mal draussen zu übernachten.
2. Vom anderen Ende der Stadt nach Hause gehen
Kennst du die Stadt, in der du wohnst, schon richtig gut? Fahre doch einfach mit Bus oder Tram auf die andere Seite der Stadt und laufe von dort nach Hause zurück. In Zürich, wo ich lebe, ist das kein Problem. In grossen Städten wie Berlin mag es nicht unbedingt das ferne Ende der Stadt sein, sondern vielleicht einfach einer der nächsten Stadtbezirke. Wer auf dem Land lebt, fährt einfach zum nächsten Ort und marschiert von dort nach Hause.
3. Ein Ausflug in das nächste Naturschutzgebiet oder einen nahen Nationalpark
In die Wildnis eintauchen, Tiere beobachten, neue Pflanzen entdecken und das wohltuende Grün auf einem Spaziergang oder einer Wanderung geniessen.
4. Frühstück als Picknick im Freien
Bevor du an einem Sonntag den Frühstückstisch deckst und mit allerlei Köstlichkeiten versiehst, packe doch alles in einen Korb und geniesse das leckere Mahl im Freien. Wenn es zu kühl ist, das Wetter mitspielt und eine passende Stelle gefunden ist, kannst du auch ein Lagerfeuer machen. Mal draussen essen. Wann hast du das das letzte Mal gemacht?
Gerade im Frühling locken die bunten Blumenwiesen. Ein Picknick auf einem Aussichtspunkt ist nicht nur wegen der Fernsicht reizvoll, sondern auch, weil du vorher erst einmal hinauf gehen kannst und aktiv sein musst.
5. Eine Rundwanderung um deinen Wohnort
Zu Fuss unterwegs die eigene Stadt, das eigene Dorf, umwandern, kann eine Sache von Stunden sein oder auch von Tagen. Im letzteren Fall ist es ein grösseres Mikroabenteuer.
Dieser Vorschlag lässt dich deine nahe Umgebung richtig kennenlernen oder besser, von allen Seiten beleuchten. Du kannst einfach drauflosgehen oder, bei einer längeren Wanderung, planen. Auch das allein ist manchmal schon eine schöne Herausforderung.
6. Mache einen Homewalk
Du pendelst regelmässig an die Arbeit? Warum nicht einfach mal zur Arbeit laufen oder am Abend zu Fuss zurückkehren? Ist die Entfernung zu gross, fährst du eben nur ein Stück mit der Bahn und gehst den Rest.
Wenn du nach einem stressigen Arbeitstag nach Hause läufst, wirst du viel entspannter zu Hause ankommen, wenn du durch das Gehen bewusst Abstand schaffen und abschalten konntest.
Ich habe jahrelang regelmässig einen Homewalk gemacht. Egal ob im Frühjahr, Sommer, Herbst oder Winter. Es ist sehr reizvoll, den eigenen Nachhauseweg im Wandel der Jahreszeiten zu erleben. Ein Fest für die Sinne!
Auch bei schlechtem Wetter und an frustrierenden Tagen zu gehen, ist die eigentliche Herausforderung!
7. Ein besonderes Ziel für einen Ausflug auswählen
Kennst du den ältesten Baum in deinem Bundesland oder Gebiet? Gibt es spezielle Kraftorte? Andere Naturdenkmäler? Besondere Häuser? Suche dir eines aus und lerne es kennen. Wenn möglich zu Fuss oder mit dem Fahrrad.
8. Finde den Weg nach Hause mit Kompass und Karte
Im Auto ist eine einfache Aufgabe, den Weg nach Hause zu finden, denn das Navi bringt dich sicher nach Hause. Als Mikroabenteuer ausgelegt, heisst das: mit Bus oder Bahn 20 – 25 Kilometer ins Umland fahren und von dort nach Hause wandern. Nur mit Kompass, Karte und Ortssinn.
Ein perfektes Beispiel, um neue Wege kennenzulernen und neue Sichten auf die Heimat zu finden.
9. Steige auf den höchsten Punkt, den du finden kannst
Wandere auf den höchsten Berg im nahen Gebirge, in deinem Kanton/Bundesland oder in deiner Stadt. In der Stadt kann das auch ein besonderer Kirchturm sein, ein Aussichtspunkt oder ein Wolkenkratzer. Die Idee ist es, zu Fuss hinauf zu gehen. Wer Höhenangst hat, kann sich so auch seiner Angst stellen.
10. Eine Nachtwanderung im Wald
Wann warst du das letzte Mal im Dunkeln im Wald unterwegs? Das ist bestimmt schon eine Weile her. Schnappe dir die Taschenlampe, etwas Warmes zum Anziehen und los geht´s. Ab in die Dunkelheit und ins Nachtleben des Waldes stürzen. Interessante Begegnungen mit anderen Lebewesen sind vorprogrammiert …
Nicht jeder Vorschlag mag für jeden kommenden Mikroabenteurer geeignet sein. Die Liste soll auch Inspiration und Anregung sein, wie einfach man sich in ein neues Abenteuer stürzen kann.
Im Buch findest du noch unzählige andere kreative Ideen, um ohne Weiteres ein aufregendes Abenteuer erleben zu können. Ob es klein oder gross ist, das liegt schlussendlich auch am eigenen Empfinden.
Kann man zu Fuss unterwegs Abenteuer erleben?
Einfach Frage, klare Antwort. Ja.
Über diese Frage habe ich schon einmal bei Saddie von “catchAwish” philosophiert, wo sich alles um Mikroabenteuer dreht.
Nun mag es kein reines Abenteuer sein, im Alltag mehr zu Fuss zu gehen. Ist es nicht Abenteuer genug, wenn man als zuFüssler den Mut aufbringt, neue Pfade einzuschlagen und alte Wege hinter sich zu lassen? Ist nicht jede Wanderung bereits ein Abenteuer in sich? Egal, wie lang oder anstrengend sie ist?
Kann man nicht auch in einer fremden Stadt ein Abenteuer erleben, wenn man, ohne sich richtig auszukennen, zu einem Stadtspaziergang aufbricht? Eines der schönsten Abenteuer, egal ob Mikro oder nicht, ist es für mich, mich in der Natur aufzuhalten und das Leben anderer Lebewesen zu beobachten und zu bestaunen.
“Adventure is just about doing something you’ve never done— doing it with enthusiasm and curiosity: doing something difficult with passion.” (Alastair Humphreys, britischer Abenteurer und Autor, *1976)
Das ist Erlebnis genug. Herausforderung und Aufregung auch. Eskapismus braucht es auch und der Spass, der kommt erst recht nicht zu kurz.
Denn ein Abenteuer erlebt schon der, der einfach mal etwas Neues ausprobiert, neugierig ist und mit offenem Herzen mal Anderes kennenlernen möchte. Einfach so.
Welche Empfehlung hast du, um ein fussiges (Mikro-)Abenteuer zu erleben?
Beitragsbild: Unsplash
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Inspiration und Anregung für kleine Mikroabenteuer, die auch mit kleinem Geldbeutel zu bewältigen sind, hat mir dein Artikel allemal gebracht! Die ein oder andere Umsetzung wird sich jetzt gemerkt – und wenns mal nicht regnet gleich ausprobiert.
In deinem sog. Homewalk habe ich mich gleich wiederentdeckt, es tut gut morgens oder nachmittags zur Schule zu laufen, da man in der Zeit einfach mal abschalten kann und ruhig in den Tag oder Feierabend startet.
LG
#blokoso
Hi Annekatrin,
das freut mich, dass ich die ein oder andere Anregung mitgeben konnte. Der Homewalk ist auch wirklich mein Favorit. Auch, weil man nach einem langen Arbeitstag entspannt und guten Mutes nach Hause kommt, nachdem man sich selbst wertvolle Zeit gewidmet hat.
Liebe fussige Grüsse, Jana
Liebe Jana,
richtig gute Anregungen, um etwas Pep in den Alltag zu bringen. Schließlich will man nicht Monate auf das nächste Abenteuer warten müssen.
Ich habe mir für unsere Stadt Wanderführer für kleine Wanderungen in der Stadt und in der Umgebung besorgt. So lerne ich Stück für Stück neue Gegenden kennen, ohne großen Aufwand.
LG
Gina
#blokoso
Hi Gina,
top! Seit ich vermehrt auch im Alltag zu Fuss unterwegs bin, lerne ich Ecken in meiner Umgebung kennen, die mir bisher verborgen geblieben waren. Es gibt immer viel zu entdecken!
Fussige liebe Grüsse, Jana
Wirklich sehr coole Tipps! Im Sommer mach ich einige dieser Sachen, Picknick auf einer Wiese oder mal zu Fuß durch die Stadt schlendern, anstatt die Ubahn zu nehmen. Die Idee einfach in einen anderen Bezirk zu fahren und von dort nach Hause zu gehen find ich auch toll, werd ich wenns wärmer ist mal ausprobieren! Wo ich dieses Jahr auch unbedingt hin will ist der grüne See in der Steiermark, da ist jetzt dann eh bald die beste Zeit um hinzufahren oder?
Lg Babsi
Hi Babsi,
sehr schön! Ich freue mich, dass ich Anregungen geben konnte. Und ja, ich finde den Frühling als die schönste Jahreszeit, um neue Gegenden zu erkunden. Und die Steiermark ist schön ;-).
Fussige liebe Grüsse, Jana