Woran denkst du, wenn du das Thema “Schlechte Situation, guter Ausgang” hörst?
Mir fällt zuerst ein, dass es ein dankbares Thema ist. Weil sicher jeder schon einmal eine Erfahrung gemacht hat, die schlecht begonnen hat, aus der sich dennoch etwas Positives entwickelt hat. Vielleicht nicht unmittelbar, auf jeden Fall aber indirekt.
Dann setze ich den Stift an – oder eher die Finger auf meine Tastatur – und möchte mit dem Schreiben starten.
Nur passiert nichts.
Der kleine linker Finger verharrt auf dem A, die Daumen auf der Leertaste, der rechte Zeigefinger auf dem J. Alle zehn Finger haben ihre gewohnte Ausgangsposition eingenommen. Über die Tasten sausen, das können sie aber nicht.
Es ist nicht ihre Schuld.
Das vormals dankbare Thema entpuppt sich als weitaus schwieriger als angenommen. Nicht, dass ich nicht auch einen kleinen Schatz aus Erkenntnissen á la “schlecht losgegangen, aber gut geendet” mein Eigen nennen könnte. Nicht alle dieser Erfahrungen passen überall hin. Nicht jedes dieser Erlebnisse bringt anderen notwendigerweise eine Erkenntnis oder schlicht Lesefreude. Über andere solcher Beobachtungen möchte ich auch einfach nicht in der Öffentlichkeit schreiben.
Ich lehne mich zurück.
Die Gedanken kreisen.
Ist das jetzt nicht irgendwie selbst ein treffendes Beispiel für eine schlechte Situation?
Kurze Zeit später.
Ich sitze mit meiner Schwester Anne auf ihrer Terrasse. Es ist Frühling, die Sonne scheint. Alles grünt und blüht. Wir blicken gerade beide von unseren Laptops auf. Ich nutze diese Gelegenheit, um ihr von Darios Blogparade mit ihrem leichten und doch widerspenstigen Thema zu berichten. Ich frage sie, was ihr spontan dazu einfällt.
Sie schmunzelt und sofort hat Anne einige Ideen. Wir reden über Wanderungen, die nicht optimal verlaufen sind. Über berufliche Phasen, in denen es mal nicht so geklappt hat. Denken an Missgeschicke, die uns auf Reisen passiert sind. Viele kleine Pleiten, Pech und Pannen kommen da zusammen.
Wir überlegen gemeinsam, was sonst noch zum Thema passen und wie man es kreativ angehen könnte.
Dabei fällt uns auf, dass das Thema “Schlechte Situation, guter Ausgang” in Büchern und Filmen ein sehr gut funktionierender Handlungsstrang ist. Gerade haben wir gemeinsam den Film “Lion – Der lange Weg nach Hause” im Kino angeschaut und fühlen unsere These wieder bestätigt. Erste Erkenntnisse stellen sich ein.
Dann fällt uns ein Film aus unserer Kindheit ein, den wir beide sehr lieben – noch heute – und dessen wahre Geschichte nicht treffender auf die thematische Vorgabe passen könnte.
Was wir von Phar Lap gelernt haben
Dieser Film zeigt die Geschichte eines neuseeländischen Rennpferdes, das in Australien zur Legende wurde: “Phar Lap – Legende einer Nation”. Phar Lap, dessen Name thailändisch ist und übersetzt Blitz heisst, wird noch heute von vielen Menschen für das beste australische Rennpferd aller Zeiten gehalten. Das ausgestopfte Tier ist heute im Nationalmuseum Te Papa in Neuseeland ausgestellt.
Unzählige Male haben wir den Film angeschaut. Immer und immer wieder. Bestimmte Passagen kennen wir auswendig. Der Film bedeutet uns beiden viel. Immer, wenn wir an Phar Lap denken, denken wir auch an unsere Kindheit zurück und wie wir gebannt vor dem Fernseher gesessen haben. Annes Leidenschaft für Tiere generell und für rothaarige im Speziellen war sicher auch ein entscheidender Grund, warum uns Phar Laps Geschichte so faszinierte. Phar Lap wurde auch “Big Red” genannt, der grosse Rote, in Anlehnung an sein rötliches Fell.
Doch warum passt Phar Laps Geschichte zum Thema? Welche Erkenntnisse kann ich daraus für die Blogparade mitnehmen?
Die schlechte Situation:
# Phar Lap war in jungen Jahren ein ungepflegtes und nicht sehr schönes Tier. Aufgrund seiner Warzen machten sich die Menschen über ihn lustig.
# Er traf auf einen sehr strengen und harten Trainer, der ihn bis zur Erschöpfung getriezt hat. Die Erfolge blieben aus, wodurch auch finanzielle Nöte entstanden, die die Situation weiter verschlimmerten.
Der gute Ausgang:
# Durch viel Geduld, eine Portion Kreativität und einen Zufall finden die Stallburschen Tommy und Cashy heraus, wie Phar Lap animiert wird, seinen in im wohnenden Kämpfergeist und Siegeswillen zu zeigen. Die Erfolge lassen plötzlich nicht mehr lange auf sich warten.
# Millionen weniger gut betuchter Australier nutzen Phar Laps zahllose Siege, um sich beim Wetten auf Pferderennen etwas dazu zu verdienen. Die Glücksgefühle der vielen Menschen, die im Film gezeigt werden, berühren uns jedes Mal wieder und gehen unter die Haut.
Und was sagt uns das?
1. Es gibt immer mehrere Wege, um Erfolg zu haben oder ein Problem zu lösen. Wenn es nicht so klappt, wie man es sich erhofft und vorgestellt hat, lohnt es sich, nach anderen Lösungsansätzen Ausschau zu halten – und diese auch auszuprobieren.
2. Auch wenn andere anfangs nicht an deinen Erfolg glauben oder die Mehrheit zweifelt, kannst du trotzdem erfolgreich sein.
Erkenntnisse auf dem höchsten Berg Afrikas – auf dem Gipfel der Freiheit
Während die Sonne weiter auf die Terrasse scheint und und uns wärmt, haben Anne und ich uns richtig in die Fragestellung reingefuchst. Plötzlich tauchen immer mehr Fälle aus den Tiefen unserer Erinnerungen auf, die nicht so gut anfingen, aber schön endeten.
Das schwesterliche Brainstorming befördert dabei auch eine fussiges Abenteuer zu Tage, das anfangs unter einem ungünstigen Stern stand: meine Besteigung des Kilimandscharo, des höchsten Berges von Afrika. Fast ein Sechstausender.
Die schlechte Situation:
# In der zweiten Nacht unserer Expedition fängt das Küchenzelt Feuer. Von den drei im Zelt befindlichen Guides können sich zwei retten. Der dritte, unser Hauptguide Edward, verbrennt sich seine Beine schwer und muss noch in der Nacht vom Berg getragen werden.
# Aufgrund des Feuerunfalls und wegen Kostenzwängen steigt unsere Gruppe mit einer dezimierten Anzahl an Trägern auf den Berg. Das macht sich vor allem am vorletzten Tag bemerkbar, als die letzten Träger erst gegen 22 Uhr im Lager ankommen. Abendessen gibt es erst gegen Mitternacht und nur zwei Stunden später brechen wir zum Gipfelsturm auf. Das Trinkwasser geht zur Neige, so dass für jeden nur noch 1 Liter Wasser zur Verfügung steht. Viel zu wenig für einen langen Wandertag in den Bergen.
Der gute Ausgang:
# Ich stehe zum Sonnenaufgang auf dem höchsten Berg Afrikas! Völlig fertig gehöre ich zu den vier glücklichen Bergsteigern unserer 12-köpfigen-Gruppe, die es bis ganz nach oben schaffen. Auch wenn ich mich vor Erschöpfung kaum an die Umgebung auf dem Gipfelplateau erinnern kann, empfinde ich noch heute die Freude und den Stolz des erfolgreichen Gipfelsturms, als sei es gestern gewesen.
# Obwohl oder gerade weil schon nach zwei Stunden die ersten aus unserer Gruppe umkehren müssen, entsteht ein echter Teamgeist unter den verbleibenden Bergsteigern. Jeder von uns durchläuft in dieser Nacht eine kürzere oder längere Schwächephase, durch die wir uns gegenseitig hindurch helfen. Wir feuern uns an, wechseln uns ab mit dem Vorangehen. In der letzten Wanderstunde weichen zwei Guides, darunter Edwards Bruder Pauli, nicht von meiner Seite. Sie motivieren mich trotz müder Beine unentwegt und reden immer weiter auf mich ein, bis ich endlich auf dem Uhuru Peak, dem Punkt des Kilimanscharos, stehe.
Und was sagt uns das?
3. Niemals aufgeben. Nie. Nie. Nie.
4. Zusammen ist man weniger allein und stärker!
Das Schönste, was die Blogparade “schlechte Situation, guter Ausgang” geschafft hat
Während ich jetzt diese Zeilen schreibe, läuft “Phar Lap – Legende einer Nation” gerade auf Amazon. Ich lasse das Geschriebene noch einmal Revue passieren und denke wieder an das Gespräch mit Anne.
Ich lächele.
Mir fällt auf, was das Schönste ist, das durch diese Blogparade entstehen konnte: das Gespräch mit meiner Schwester. Unsere geteilten Erinnerungen und das gemeinsame Brainstorming.
Dieser Artikel ist das wunderbare Ergebnis.
Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte wird er einen besonderen Platz in meiner Erinnerung behalten.
Nicht ohne mit der letzten Botschaft für einen guten Ausgang zu schliessen:
5. Es lohnt sich, andere Menschen einzuweihen, um Rat zu fragen oder generell um Hilfe zu bitten.
Es lässt etwas Gemeinsames entstehen, an dem alle Beteiligten Freude haben.
Ist das nicht der schönste Ausgang, den eine schlechte Situation haben kann?
Welche Erkenntnisse hast du schon aus einer Situation gewonnen, die schlecht angefangen hat und doch noch einen guten Ausgang gefunden hat?
Beitragsbild: Pixabay
* Dieser Artikel enthält Affiliate Links. Siehe Impressum.
Eine echt interessante Blogparade und ein toller Beitrag dazu! Andere einzuweihen muss ich erst noch lernen, ich lasse mir so ungern in etwas hineinreden 😉
Aber Happy Ends sind schon etwas Tolles 😀
Liebe Grüße,
Eva
http://www.thesophisticatedsisters.com
Hi Eva,
ich gehöre auch zu den Menschen, die es gerne (zuerst) alleine probieren. Ich bemerke aber immer öfter, wie hilfreich und schön es ist, sich Hilfe zu holen oder um Anregungen zu bitten. Es lohnt sich!
Fussige liebe Grüsse von LangsamMacher Jana
Liebe Jana,
ich sitze gerade wieder auf der Terrasse. Die Vögel zwitschern, es riecht nach blühenden Bäumen und Büschen, und ich bin produktiv. Der Artikel ist Dir sehr gut gelungen. Insbesondere die Passage, wir Dir die zwei Bergführer in der letzten Stunde des Aufstiegs nicht von der Seite gewichen sind, um Dich zu unterstützen, hat mich sehr berührt. Und einer meiner Lieblingssätze aus Phar Lap geht mir durch den Sinn, als Phar Lap im Training das erste Mal gewinnt: “Lass es uns nochmal versuchen, Cashy! Es war großartig.” Da muss ich irgendwie immer ein bisschen weinen. Oder als er kurz davor steht, den Agua Caliente Cup zu gewinnen und Reveille Boy zu ihm aufschließt, wie Tommy ihm zuruft: “Er ist hinter Dir!” Den begeisterten Zeitungsartikel des australischen Reporters Bert Wolfe, den man im Film auch immer wieder sieht, habe ich zufällig gerade unter folgendem Link gefunden, als ich nachgeschaut habe, wie sich Reveille Boy schreibt: https://thingsthatmadeanimpression.wordpress.com/2012/10/23/phar-lap-wins-the-agua-caliente-handicap-by-bert-wolfe/.
Und ja es stimmt, ich liebe Tiere mit roten Haaren. 🙂
Liebe Grüße und auf weitere Brainstormings bei passender Gelegenheit,
Anne
Liebe Anne,
danke für Deine Worte und den interessanten Link.
Phar Laps Sieg beim Agua Caliente Handicap verbinde ich, leider, immer mit seinem Tod kurz danach. Aus diesem Grund schaue ich mir diese Szenen nicht gerne an, auch wenn im Film bei seinem Sieg schöne Emotionen transportiert werden.
Ich habe einem der beiden Guides, die mich letztendlich “hochgehievt” haben zum Uhuru Peak, ein T-Shirt zum Andenken geschenkt. Er hat sich sehr gefreut! Ich werde nie diese letzte Stunde hin zum höchsten Punkt vergessen: körperlich fertig, aber der schiere Wille trieb die Füsse immer weiter vorwärts.
Ich freue mich, wenn wir mal wieder auf Deiner Terrasse sitzen und zusammen brainstormen – und dann wieder ein schöner Artikel entsteht.
Ein lieber fussiger Gruss, Jana