“Anstatt menschliche Wesen zu sein, sind wir zu menschlichen Handelnden geworden. Drosselt das Tempo, ihr werdet weiter kommen , als ihr euch jemals vorgestellt habt.” (Satish Kumar, “No Destination”)
Was macht dich in deinem Alltag glücklich?
Kannst du darauf spontan eine Antwort geben? Ich kann es für mich tun:
Entschleunigung!
Entschleunigung ist kein Modephänomen. Wenn doch, dann ein durchaus sehr langwieriges. Wenn du bei Google nach Entschleunigung suchst, erscheint relativ weit oben ein Artikel von Spiegel Online aus dem Jahr 2001: “Entschleunigung: Der Trend zu weniger Tempo”. 15 Jahre ist das schon her.
Wir Menschen, vor allem in der westlichen Welt, bemerken also schon eine Weile, dass es uns zu schnell wird in unserem Leben. Und das Lebenstempo wird immer noch schneller. Findet man da überhaupt noch Zeit, Kraft und Gelegenheit, es anders machen zu können?
Entschleunigung mag sich immer noch wie ein Luxus anfühlen. Etwas, das zu erreichen zwar wunderschön wäre, aber eigentlich nicht im Alltag notwendig ist und für das man sowieso keine Zeit hat.
Wirklich?
Ist es nicht viel mehr mittlerweile für viele Menschen eine Notwendigkeit geworden? Ein Bedürfnis gar?
Was bedeutet Entschleunigung eigentlich?
Wenn ich schreibe, Entschleunigung hilft mir zur Steigerung meines Alltagsglücks, was meine ich mit Entschleunigung?
Ich meine, bewusst aus der Hektik des gesellschaftlichen Alltags auszubrechen. Ihr entgegenzutreten. Ich meine, die Eigendynamik, die eine immer ausgefeiltere Technologie mit sich bringt und unser Leben immer schneller werden lässt, durch gewollte Eigenmassnahmen zu minimieren. Gegensteuern. Aktiv eingreifen, wo es mir als einzelnem Menschen möglich ist.
Ich möchte mein Leben nicht in schneller Geschwindigkeit an mir vorbeirasen lassen. In einem Tempo, welches ich nicht selbst steuern kann, von dem ich mitgerissen werde im Strudel der täglichen Ereignisse. Wir scheinen verlernt zu haben, dass es auch langsamer geht. Und das nicht einmal schlimm ist.
Deswegen: Ich suche auch die Wiederentdeckung der Langsamkeit.
Das Ziel dabei: Jeden Tag, lang und ausgefüllt zu gestalten! Das Gefühl bekommen, Zeit zu haben und auch sinnvoll nutzen zu können.
Nicht immer nur nach vielen verschiedenen Eindrücken suchen, sondern mir die Chance verdienen, die kleinen und grossen Momente intensiv zu erleben. Ich wünsche mir mehr Augenblicke, die mich gedanklich beschäftigen, mich zum Lachen oder auch mal zum Weinen bringen. Die Emotionen in mir hervorrufen, aufrütteln oder etwas in mir auslösen.
Sind wir doch mal ehrlich! Das sind doch genau die Momente, die lange in Erinnerung bleiben. Von denen man zehrt. Die Kraft geben für Weiteres und einen Menschen wachsen lassen.
Wie schaffe ich es, mehr Langsamkeit in meinen Alltag zu bringen?
Claudia Hammond schreibt in ihrem Buch “Time Warped: Unlocking the mysteries of time perception”, dass unsere Zeitwahrnehmung davon abhängt, was wir mit unserer Zeit anfangen. Wenn wir also von Termin zu Termin hetzen, haben wir auch das Gefühl, dass die Tage immer schneller vorbeigehen. Wenn wir das auch noch jeden Tag immer gleich machen, was bleibt dann noch an Besonderem?
Eine gute Möglichkeit, zu entschleunigen, ist demnach, aus der täglichen Routine auszubrechen. Die Dinge auch mal anders zu machen. In einer anderen Reihenfolge, wo möglich. Mal einen anderen Weg zur Arbeit nehmen. Am Samstag mal nicht in die grossen Shopping-Center strömen, sondern mal etwas ganz anderes machen. Wandern zum Beispiel oder auch mal etwas Musisches wie Malen, Musizieren, Tanzen. Vor allem Dinge machen, die naturgemäss Zeit brauchen – und eine innere Ruhe dazu.
Natürlich ist auch zu Fuss unterwegs zu sein eine ideale Möglichkeit der Entschleunigung. Egal, ob im Alltag, in der Natur, auf Reisen oder beim Wandern. Zu Fuss unterwegs zu sein macht frei und unabhängig. Schon aus einem ganz einfachen Grund: du allein entscheidest, wo du lang gehen möchtest und wieviel Zeit du dafür hast.
Und zu guter Letzt: gelegentlich innehalten und umschauen. Ja, wirklich. Ganz bewusst. Stehenbleiben. Auch mal umdrehen und zurückblicken. Menschen und Umgebung nicht nur ins Auge fassen, sondern wahrnehmen. Neue Erfahrungen machen und mit ihnen umgehen. Auch das kann man nämlich verlernen.
Was bringt mir Entschleunigung in meinem Alltag?
Entschleunigung klappt nicht von heute auf morgen. Es ist auch keine einmalige Sache. Man muss am besten täglich entschleunigen. Um seiner selbst willen. Immer und immer wieder. Das erfordert Selbstdisziplin, Kraft, Energie und Zeit. Solange, bis man sich ausgeglichen und innerlich ruhig fühlt.
Oder auch solange, bis das gute Gefühl da ist, tatsächlich Stress abzubauen. Wieder mehr Energie zu spüren, Lust und Laune auf Neues, Neugierde auf Unbekanntes.
Eines der schönsten Elemente aus der Wiederentdeckung der Langsamkeit: gefühlt mehr Zeit haben. Diese auch sinnvoller und nach eigener Façon zu gestalten. Und tatsächlich dadurch mehr Zeit zu finden, um andere Sichtweisen zu entdecken. Verschiedene Blickwinkel wahrzunehmen. Neue Leidenschaften zu erkennen. Oder einfach mehr Zeit mit Familie und Freunden zu verbringen.
Und eben nicht nur täglich auf Bekanntes und Zweckmässiges reduziert zu werden.
Aus all diesen Dingen entsteht Kontrolle. Ein hartes Wort, ein unschönes. Nennen wir es besser die Fähigkeit, die Dinge wieder mehr in die eigene Hand zu nehmen. Selbstbestimmter zu leben. Nicht im Strudel der Hektik unterzugehen, sondern die Kraft zu haben, den eigenen Geist aus diesem Sog herauszuhalten.
Ein eigener Wille ist unabdingbar dafür. Aber wer will denn nicht einen möglichst grossen freien Gestaltungsspielraum für sein eigenes kurzes Leben?
Kommen wir zurück zur Ausgangsfrage: Was macht dich in deinem Alltag glücklich?
Es ist durchaus möglich, dass du bei dieser Frage erst einmal kurz nachdenken musst. Das ist weniger eine Frage, die Antwort zu wissen. Sondern wohl eher eine Gelegenheit, einmal bewusst darüber nachzudenken. Womöglich führen dich deine Gedanken auch über die gegenteilige Frage ans Ziel:
Was macht dich in deinem Alltag unglücklich? Was stresst dich?
Meine heutige Empfehlung für dich: sei mehr zu Fuss unterwegs. Entschleunige. Lebe langsamer und, wo möglich, nach einem Rhythmus, der dir gut tut.
Dein unmittelbarer Nutzen: langsamer -> bewusster -> glücklicher!
✓ Langsamer – die Entschleunigung hilft dir, dich zu erholen und mehr Zeit zu finden für die Dinge, die dir wichtig sind.
✓ Bewusster – du bekommst unweigerlich eine stärkere Verbindung zu dir selbst.
✓ Und mit allem findest du damit mehr Glück in deinem Alltag.
Und eigentlich ist es ganz einfach: Schritt für Schritt!
* Der Artikel enthält Affiliate Links. Siehe Impressum.
Toller Leitfaden um sich Entschleunigen zu können! Werde ich ausprobieren 🙂 Grüße
Hallo Jana,
es ist wirklich ein hilfreicher Beitrag. Ich werde auf jeden Fall versuchen meinen Alltag zu entschleunigen. Das Gefühl im Stress zu sein oder keine Zeit für dies oder das zu haben, habe ich oft. Deine Worte haben mir ein wenig die Augen geöffnet. Danke.
Liebe Grüße Pau
Hallo Pau,
danke für Deinen Kommentar und ich freue mich sehr, dass Dir der Beitrag einen Denkanstoss geben konnte. Mein Tipp: tatsächlich auch in die Tat umsetzen!
Fussige Grüsse, Jana
Hey Jana,
Entschlaunigung im Leben, im Alltag und auch auf reisen ist ein wichtiges Thema! Da sich dein ganzer Blog für langsameres reisen einsetzt – Lesse ich ihn sehr gerne: mach weiter so!
Liebe Grüße
Lydia
Hallo Lydia,
danke für Deinen Kommentar und das Lob. Ich freue mich sehr darüber, ist es doch das Schönste, was mir als Autor widerfahren kann! Merci!
Fussige Grüsse, Jana
Hallo Jana,
vielen Dank für diesen schönen Artikel.
Entschleunigung ist ein ganz wichtiges Thema. Unsere Welt ist zu schnell und tendiert dazu, immer schneller zu werden. Ständige Erreichbarkeit, zeitersparende Gadgets, Freizeitstress, um ja nichts zu verpassen – all das macht unser Leben im wahrsten Sinne des Wortes schneller und interessanterweise damit auch kürzer.
Die Momente, in denen wir uns ganz bewusst Zeit nehmen und so unser schnelllebiges Leben entzerren, bereichern unser Leben enorm. Schon seit längerem nehme ich mir diese Zeit, denn sie tut mir unheimlich gut. Wenn ich mit Freunden zusammen bin, schaue ich nicht auf mein Handy. Wenn ich backe und koche, nutze ich meine Körperkraft anstatt zeitersparender Geräte. Wenn ich zu Fuß unterwegs bin, konzentriere ich mich auf den Weg, statt mich ungeduldig auf das Ziel zu fokussieren. Mit diesen Maßnahmen bin ich mit meinem Geist örtlich und zeitlich genau dort, wo ich eben gerade bin und erlebe diese Momente daher ganz intensiv und auch meditativ.
Viele Grüße
Maike
Hallo Maike,
danke für Deine ausführlichen Gedanken und Deine Tipps, wie man auch sonst noch langsamer machen kann. Auch in der Küche entschleunigen – das ist gut, daran habe ich bisher noch gar nicht gedacht.
Es ist schön zu lesen, dass es Dir auch gut tut, sich bewusst für die Dinge mehr Zeit zu nehmen. Das ist auch meine Erfahrung und ich möchte davon am liebsten immer mehr haben … :-).
Fussige Grüsse, Jana
Die Alltagsroutine durchbrechen und nicht von Termin zu Termin hetzen. Wie schön wäre das? Leider ist das ja gar nicht immer möglich, da wir zum großen Teil ja dann doch ein Teil eines Ganzen sind und uns nicht immer aussuchen können, ob und wie wir unseren Alltag gestalten. Als Mama von drei Kindern bin ich leider häufig genau in diesem Terminwirrwarr gefangen und viele Termine sind einfach fremdbestimmt. Aber dennoch sollte man sich seine kleinen Freiheiten suchen, mal fünfe gerade sein lassen und in Ruhe z. B. einen Kaffee oder Tee genießen, um dann gestärkt wieder in den Alltag starten zu können.
Hallo Eva,
ich gebe Dir recht, es ist nicht einfach. Aber es ist machbar, es braucht dazu auch den Mut, es zu probieren. Und die Kraft, die Gelegenheiten, die sich bieten, auch tatsächlich nutzen zu können oder zu wollen.
Das Fatale ist sicher, dass wir Teil eines Ganzen sind, der nicht auf ein Individuum Rücksicht nehmen kann oder will. Daraus auszubrechen ist ungleich schwieriger.
Ich wünsche Dir gutes Gelingen, um Dir die kleinen Pausen des Alltags auch gut schaffen zu können!
Fussige Grüsse, Jana
Entschleunigung ist in der heutigen, sehr schnelllebigen Zeit wirklich wichtig geworden. Oftmals merkt man gar nicht, wie man von Termin zu Termin hetzt und versucht, alles irgendwie in 24 Stunden zu quetschen. Da kann bewusstes Verlangsamen wahre Wunder bewirken.
Hallo Ann-Kathrin,
ja, das stimmt, bewusstes Verlangsamen wirkt wahre Wunder. Vor allem für Dich selbst! Probier es ruhig mal aus!
Fussige Grüsse, Jana
Liebe Jana
Danke für diesen wertvollen Beitrag. In der heutigen Zeit muss man sich auch immer wieder in Erinnerung rufen =) und auch andere daran erinnern.
Liebe Grüsse aus der Schweiz
Paula
Hallo Paula,
danke und gern geschehen! Du darfst es auch gerne weitersagen, denn es hilft uns allen. Merci!
Fussige Grüsse, Jana
Hallo, toller Beitrag. Und ja man braucht viel Willen und einen starken Charakter um sich nicht in den Sog hineinziehen zu lassen. Und wenn man Kinder hat braucht es viel Kraft um ihnen das nahe zu bringen was wirklich wichtig ist im Leben.
Liebe grüße Claudia von http://familylifeloveandcooking.blogspot.de/
Hallo Claudia,
ich stimme Dir zu, es ist keine einfache Aufgabe. Beides nicht: selbst die Kraft finden, aus dem Kreislauf auszubrechen und es dann noch den eigenen Kindern vermitteln, die ja erst einmal mitwirbeln wollen. Ich wünsche Dir viel Energie, Musse und trotzdem auch Spass dabei!
Fussige Grüsse, Jana
Hey Jana,
Du sprichst mir aus der Seele! Eines meiner Lieblingsbücher ist Momo – das kleine Mädchen, das sich auf die Suche nach der Zeit macht, die die grauen Herren den Menschen gestohlen haben.
Ich finde es ein schönes Symbol dafür, dass wir uns alle bewusster mehr Zeit nehmen sollten zu leben, zu genießen, die Welt zu entdecken, füreinander da zu sein…
Sehr schöner und motivierender Artikel! 🙂
Herzliche Grüße,
Mara (von lichtbildreisen.de)
Hallo Mara,
danke Dir sehr! Ich freue mich, wenn ich mit meinem Beitrag zum Nachdenken anregen konnte. Und Momo hat es jetzt auf meine Leseliste geschafft. Bin neugierig geworden.
Fussige Grüsse, Jana
Momo ist wirklich sehr lesenswert! 🙂
Ein tolles, sehr anregendes (also gedanklich anregend) Buch ist übrigens von Ulrich Schnabel “Muße. Vom Glück des Nichtstuns”.
Ich hatte es gekauft und gedacht, es sei halt eine nette Lektüre über den Müßiggang, aber es ist ein sehr ernsthaftes Buch darüber, was mit uns, unserem Körper, unserem Gehirn, unserem Denken, unserer Psyche passiert, wenn wir ein mußevolles Leben führen.
Hi Ilona,
das klingt richtig spannend: “Musse. Vom Glück des Nichtstuns.”
Ich glaube, wir hyperaktiven Menschen verlernen gerade das Nichtstun. Und wir verlernen auch, dass Musse und Nichtstun auch sehr schön und gut sein können.
Danke für diesen Tipp! Buch ist bestellt :-)!
Fussige Grüsse, Jana