Eine meiner schönsten Beschäftigungen ist das Wandern mit Schneeschuhen.
Ich liebe es, in frisch verschneiter Landschaft eine eigene Spur zu ziehen und zu hinterlassen. Die Ruhe in den Bergen zu geniessen. Erholung zu finden durch Aktivität in der Natur und in den geliebten Bergen. Ich finde es urgemütlich, nach einer mehrstündigen Tour in der Kälte und Schönheit des Winters zu einer unbewirtschafteten Hütte in den Bergen zu kommen, Feuer zu machen, das Essen gemeinsam zu kochen und nachher vor dem wärmenden Ofen gemeinsam zu schwatzen. Über die Schönheit der Natur, die Beobachtungen unterwegs, das Vorhaben des nächsten Tages und mich gleichzeitig bereichern zu lassen von unerwarteten Themen, die auf einmal aufgebracht werden. Und dann, zum Abschluss des schönen und auch ein bisschen anstregenden Tages, in der Stille der Landschaft einzuschlafen.
Auf einer solchen Schneeschuh-Tour habe ich Christoph Müller kennengelernt. Christophs Liebe zur Natur, zu den Schönheiten am Wegesrand und sein enormes Wissen können sogar mich, einen Naturliebhaber, immer noch mehr anstecken und faszinieren. Gerne kehre ich immer wieder mit ihm auf unseren Schneeschuhen in die wilden und schönen Berge der Schweizer Alpen zurück.
Und jedesmal wieder ist ein Erlebnis für sich!
Erfahre im heutigen Interview mit Christoph, warum …
✓ … zu Fuss unterwegs zu sein die ideale Reisegeschwindigkeit ist,
✓ … wie ihm die Entschleunigung im Alltag hilft und
✓ … was er in der Natur am meisten schätzt.
Tauchen wir ein in die wunderbaren Gedanken von Christoph!
Ich schätze die Ruhe abseits der Zivilisation
Christoph Müller wandert seit Kindestagen. Zuerst mit seinen Eltern und Geschwistern und später als junger Erwachsener auch in Skandinavien und Irland. Auch die Sommerferien mit der eigenen Familie in den Schweizer Bergen waren eigentlich immer Wanderferien. Seine Hobbies in der Natur hat er in seinem Nebenberuf als Wanderleiter mit seiner Einzelfirma NaturTour Christoph Müller zusammengefasst. Seit 2014 führt er Gäste durch die Schweizer Landschaften und sensibilisiert für das auf den ersten Blick Unscheinbare.
1. Wie hast Du’s damit, zu Fuss unterwegs zu sein?
Zu Fuss unterwegs bin ich vorwiegend in meiner Freizeit für meine Hobbies in der Natur: Vögel beobachten, fotografieren, wandern. Und natürlich in meinem noch relativ neuen Nebenjob als Wanderleiter. Im Alltag pedale ich wenn immer möglich den Arbeitsweg auf dem Fahrrad.
Zu Fuss unterwegs zu sein ist meine ideale Reisegeschwindigkeit, um der Natur mit allen ihren Kostbarkeiten die nötige Aufmerksamkeit schenken zu können. Wobei das Wort Geschwindigkeit besser durch Langsamkeit ersetzt wird, also Reiselangsamkeit. Die kleinen Kostbarkeiten am Wegesrand verlangen zudem den einen und anderen kürzeren und längeren Halt.

2. Welche besonderen Entdeckungen machst Du zu Fuss unterwegs?
Wie oben erwähnt, schätze ich die Kleinigkeiten, welche ich nur zu Fuss entdecken kann. Auch die Ruhe abseits der Zivilisation schätze ich sehr. Jeder Vogelgesang erfreut mich zutiefst.

3. Welches Erlebnis zu Fuss unterwegs, egal ob ein schönes oder nicht so schönes, bleibt Dir besonders in Erinnerung? Warum?
Besonders schöne Erlebnisse hatte ich bei einer Kartierung für den neuen Brutvogelatlas der Schweizer Vogelwarte Sempach.
Nach einer Nacht mit Dauerregen startete ich beim ersten Dämmerlicht am morgen früh den Weg in das Kartierungsgebiet auf der Göscheneralp. Dank der nassen Witterung und dem sehr frühen unterwegs Sein begegnete ich so vielen Alpensalamandern wie noch nie in meinem Leben. Ich musste wirklich aufpassen, dass ich nicht einen dieser faszinierenden Geschöpfe zertreten habe.
Am gleichen Tag entdeckte ich noch zwei wunderschöne Bergvogelarten, welche ich bisher noch nie beobachten konnte: den Steinrötel und den Mauerläufer.

4. Wenn Du länger unterwegs bist, was darf auf keinen Fall fehlen?
Genügend Zeit und Musse.
5. Mit wem würdest Du gerne mal ein Stück spazieren gehen oder eine Wanderung machen?
Mit einem Esel, und zwar nicht nur ein kleines Stück, sondern eine so richtig lange Wanderung über mehrere Wochen.
6. Wirkt sich die Entschleunigung, zu Fuss unterwegs zu sein, auch auf andere Bereiche in Deinem Leben aus? Wenn ja, wie?
Zu Fuss unterwegs zu sein ist nicht á priori entschleunigend. Man kann auch zu Fuss durch die Gegend hetzen.
Seit mir aber die Entdeckungen und Beobachtungen unterwegs wichtiger sind als die Zeit von A nach B, und jetzt besonders als Wanderleiter, bin ich bewusst “langsam” unterwegs.
Ich glaube schon, dass sich das auf meinen Berufsalltag in einem Ingenieurbüro auswirkt, der doch oft genug ausgefüllt ist mit Arbeiten. Selbstverständlich erledige ich die Aufträge pflichtbewusst, renne aber nicht im Büro umher und ins Parkhaus zum Geschäftsauto. Die Entschleunigung gibt mir Kraft, auch hektischere Zeiten zu ertragen.
Und dort, wo ich die Termine selbst bestimmen kann, folge ich dem Motto “weniger ist mehr”.
7. “Gehen ist des Menschen beste Medizin.” (Hippokrates) Weil …?
… ich das Tempo selber bestimmen kann.