“Nie aber habe ich so schön gewohnt wie hier im Tessin […]. Die Tessiner Landschaft hat mich stets wie eine vorbestimmte Heimat angezogen und empfangen.” (Hermann Hesse)
Die Sonnenstube der Schweiz. Das Tessin. Oder, besser italienisch ausgesprochen: Ticino – das klingt so schön nach Sehnsucht und Lebensfreude. So fern und doch so nah.
Sehnsucht. Genau das trifft es. Die italienische Schweiz, der südlichste Kanton des Landes, das Tessin, um das es im heutigen Beitrag geht, ist einer dieser Sehnsuchtsorte. Sommer, Sonne, Sonnenschein – und, etwas weniger offensichtlich, wunderbare Möglichkeiten, wandern zu gehen. In einer grossartigen Natur- und Berglandschaft.
Die Sonnenstube der Schweiz wird das Tessin genannt, weil hier die wärmende Sonne schon früher als anderswo den Frühling ankündigt und Natur und Menschen aufblühen lässt. Und weil sie dann bis spät im Jahr bleibt, auch dann noch, wenn anderswo im Land schon sehr viel Schnee auf den Bergen liegt.
Eingerahmt von drei berühmten Alpenpässen im Norden – Gotthard, Nufenen und San Bernardino – und den berühmten Seen, Lago Maggiore und Lago di Lugano, im Süden, wartet das Tessin mit einer wilden und wenig begangenen Berglandschaft auf.
Mit einer Gebirgslandschaft, die Weitblicke bis hin zur Po-Ebene oder den 4000er Gipfeln in den Westalpen des Wallis und des Berner Oberlandes eröffnet. Dazwischen tauchen immer wieder tiefblaue oder smaragdgrüne Seen auf, wundersame Perlen in der Landschaft, die zum Abkühlen und Verweilen einladen.
Das Tessin gehört für mich zum Schönsten, was die Wanderschweiz zu bieten hat! Warum das so ist, erfährst du in diesem Beitrag.
ZuFussunterwegs gibt dir 7 unschlagbare Argumente an die Hand, diese famose Landschaft und traditionelle Kultur, die auch Hermann Hesse für den Grossteil seines Lebens in den Bann gezogen hat, unter die Wanderfüsse zu nehmen.
1. Spektakulär angelegte Wanderwege
Prächtig und fesselnd zugleich ist es, sich im Tessin durch steile, fast unbezwingbar anmutende Bergflanken hinaufzuschlängeln und dann, wenn man schon gar nicht mehr daran glaubt, urplötzlich vor seinem Tagesziel zu stehen. Sei es der kleine Bergsee, der Passübergang, die herbeigesehnte Hütte, eine Alpe oder ein Bergbauernhof.
Und dann diese Aussicht, tief hinunter ins Tal und bis hin zu den 4000ern am Horizont.
Diese faszinierenden Tessiner Berge! Wildromantisch sind sie immer, manchmal auch ein bisschen schroff. Aber vor allem: wenig überlaufen. Es gibt Tage, da begegnest du niemandem, wenn du da oben unterwegs bist. Du hast sie für dich allein, diese herrliche Landschaft, intensive Natur und so wohltuende Stille.
Und noch etwas ist typisch für die Wanderwege im Tessin: es geht auf einer Seite meist steil rauf und auf der anderen Seite meist ähnlich steil wieder runter. Die dafür notwendige Anstrengung ist den steil aufragenden Bergen geschuldet und macht, wenn man am Ziel angekommen ist, glücklich. Glücklich, es geschafft zu haben, und froh über die interessante Wegführung.
Ich sage nur: absolut einmalig! Ich finde, wandern im Tessin, auf diesen Wanderwegen, das muss man gemacht haben!
2. Das Tessin und seine Steine
Wer das Tessin erkundet und kennenlernt, wird schnell feststellen, dass Stein allgegenwärtig ist. Nahezu überall taucht das Material auf, meist Granit, das aus den eigenen umliegenden Bergen gewonnen wurde.
Vor allem in den Dörfern, im Hinterland von Locarno am Lago Maggiore, kann man die noch gut erhaltenen Ortskerne mit den alten Steinhäusern, sogenannten Rustici, finden.
Ein echter Hingucker, und eines meiner Lieblingsmotive, sind die alten romanischen Steinbrücken, die sich in einem schwungvollen Bogen über die Flüsse spannen.
Und selbst auf den bereits vorgestellten Wanderwegen kommt der zuFüssler an diesen Steinen nicht vorbei. Die liebevoll aufeinander gestapelten Granitplatten lassen das Wandererherz höherschlagen – und manchmal auch verzweifeln, wenn man dann bei Stufe 1001 angekommen ist.
Fast überall im Tessin finden sich spektakulär angelegte Steintreppen, durch die die Menschen in früheren Zeiten die steilen Berge bezwingen konnten, um auf ihre Bergalpen zu gelangen.
3. Verzauberte Bergseen
Das Tessin und seine meist versteckten Bergseen, sie gehören zu seinen eindrücklichsten Markenzeichen.
Sie sind malerisch oder idyllisch gelegen, manchmal himmelblau, manchmal auch schwer erreichbar zwischen wilden Felszacken liegend.
Immer aber sind sie ein echter Hingucker – und meistens sehr kalt. Welcher Wanderer kann dieser willkommenen Abkühlung nach einem schweisstreibenden Aufstieg schon widerstehen?
Das Tessin ist ein Paradies der versteckten Badeorte!
Denn es sind nicht nur diese Bergseen, die zum Baden einladen, sondern auch die wilden Flüsse in den Bergen und Tälern, die zum Sonnenbaden und Erfrischen einladen. Rundgeschliffene Felsbrocken und natürliche Badewannen sind einfach unwiderstehliche Anziehungspunkte bei jeder Wanderung!
4. Rustikal charmante Unterkünfte hoch oben in den Bergen
Egal, ob es eine Berghütte eines alpinistischen Vereins ist, ein bewirtschafteter Bergbauernhof, eine Alpe mit Geissen oder Schafen oder eine alte restaurierte Steinhütte, die nun unbewirtschaftet Wanderern eine Schlafmöglichkeit bietet – sie alle haben ihren eigenen rustikalen Charme.
Sie sind ein Erlebnis für sich. Wunderschön gelegen, egal ob an einem der einsamen Bergseen, in der Nähe einer famosen Aussicht oder auch sanft an den Berg geschmiegt. Der Schwatz mit anderen Gleichgesinnten macht jedes Mal wieder Freude, auch wenn manchmal aufgrund sprachlicher Barrieren Hände und Füsse zur Verständigung herhalten müssen.
Die meist von einheimischen Freiwilligen bewirtschafteten Unterkünfte bieten neben einer liebevollen Tessiner Herzlichkeit vor allem auch eines: grandioses Essen und riesige Portionen.
5. Cucina Nostrana – eine traditionelle Küche, die dem Wanderer mundet und satt macht
Das Tessin hat sich seine eigene Küche, Cucina Nostrana, erhalten, die vor allem in den Bergtälern und kleinen Dörfern auch heute noch untouristisch und ausgiebig gekostet werden kann.
Was kommt auf den Tisch? Polenta, am besten im Kupferkessel über Feuer zubereitet, Risotto oder ein Brot aus einheimischen Kastanien sind dabei die Klassiker. Dazu gibt es Rindsschmorbraten, eine deftige Wurst, frische Pilze aus dem Wald oder auch leckeren Käse von der nächsten Alpe.
Eine einfache, eine nahrhafte und eine sehr leckere Küche, die alles bietet, was das Wandererherz braucht.
Und dazu? Natürlich einen leckeren Rot- oder Weisswein aus der Region.
6. Städte von Welt und winzige Bergdörfer
Zwischen den Tessiner Städten, die maximal so um die 25.000 Einwohner haben, und seinen vielen kleinen mal malerischen, mal verlassen wirkenden, Bergdörfern liegen Welten.
Nicht nur landschaftliche Welten, sondern buchstäblich Lebenswelten.
Auf der einen Seite solch bekannte und glamoröse Städte wie Lugano, Ascona und Locarno, in denen das schöne und teure Leben pulsiert. Auf der anderen Seite, nur ein paar Kilometer weiter in Richtung Berge oder am Seeufer entlang, erwarten den Besucher kleine, oft winzige Bergdörfer, die sich sanft und spektakulär zugleich an den Hang schmiegen.
In diesen charakteristischen Bergdörfern kommt das tägliche Leben wohl bald zum Erliegen, leben dort doch kaum noch mehr als ein paar Dutzend Menschen in einer Welt, die leider bald endgültig aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben werden muss.
Das Tessin – eine Welt der markanten Kontraste.
7. Tälerhüpfen – das Beste beim Wandern im Tessin
Aussergewöhnlich ist die schiere Vielfalt an verschiedenen Bergtälern, die der Wanderer zu Fuss erlaufen und erkunden kann.
Die räumliche Nähe der Täler untereinander macht es möglich, einfach von einem Tal ins andere zu wandern. Einzig ein markanter Passübergang liegt dazwischen. Wanderungen im Tessin sind daher nicht selten – sprichwörtlich – ein wahres Tälerhüpfen.
Das Besondere am Tälerhüpfen? Den unterschiedlichen Charakter zwischen den einzelnen Tälern zu entdecken. Schnell erlebt man deren Eigentümlichkeiten, lernt ihre Individualität schätzen.
Dieses Tälerhüpfen ist etwas, was ich ganz besonders mag beim Wandern im Tessin. Ich liebe die Eigenheiten der Täler: das eine wildromantisch, das andere waldreich, das nächste breit, ein weiteres nur in steilen Serpentinen erreichbar, wieder ein anderes fast ausgestorben, während im Nachbartal das Leben pulsiert. Diese Fülle und Unterschiedlichkeit zieht mich magisch an!
Wandern im Tessin ist ein perfekter Kurzurlaub!
Es ist ein besonderes Erlebnis, dem man sich nur schwer entziehen kann. Und dabei diesen besonderen Sehnsuchtsort zu entdecken. Die Sonnenstube der Schweiz. Tessin – wie toll das klingt!
Wie einer dieser Orte, zu denen man, einmal entdeckt, immer wieder zurückkehren möchte – oder gleich gar nicht mehr verlassen möchte.
So wie Hermann Hesse.
Und ich.
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Hallo Jana,
Deine Reiseberichte und Tipps begeistern mich einfach immer wieder! Wir gehen ja eher selten wandern – aber dank Deiner Bilder habe ich immer mehr das Gefühl, dass wir uns damit echt was entgehen lassen! Das Tessin sieht einfach traumhaft aus. So weit in den Süden der Schweiz habe ich es tatsächlich auch noch nie geschafft. Wäre mal eine Option, dann könnte ich beim Wandern auch gleich die Kalorien der Schokolade wieder abtrainieren. Ich habe nämlich eine ausgesprochene Schwäche für Schokolade aus der Schweiz… 😉
Liebe Grüße
Katharina
Hi Katharina,
wie witzig – auch ich bin ein grosser Schokoladenliebhaber! Und damit in der Schweiz genau richtig 🙂 …
Ja, ich glaube auch, dass Ihr Euch etwas entgehen lasst, wenn Ihr nicht wandert – einfach mal ausprobieren. Wobei Du auf Deinen Reisen sicher auch so viele besondere Eindrücke und Erlebnisse mit nach Hause bringst.
Probiert sie ruhig mal aus, die schöne Wanderschweiz!
Fussige liebe Grüsse, Jana
Oh wow, die Gegend kannte ich bisher noch gar nicht. Aber die Bilder überzeugen sofort. Besonders die Steinbrücke und die kleinen Steinhäuser gefallen mir sehr gut !!
Liebe Grüße
Svenja
Hi Svenja,
genau, die Steinbrücken & Steintreppen & Steinhäuser liebe ich auch besonders. Das hat etwas von Gemütlichkeit, Langsamkeit, Zeit, die stehengeblieben ist, Stille, Erholung, Einfachheit. Schlicht alles, was man zur Erholung sucht!
Fussige Grüsse, Jana
Liebe Jana,
ich will schon lange in die Schweiz, weil ich 2 Freunde habe, die dort arbeiten und jetzt in meiner Sprachschule in Dublin viele aus der Schweiz hab kennengelernt. Ich mag die Berge total und will unbedingt mal in einer Almhütte übernachten.
Vielen Dank für die Vorstellung des Tessins, dieses Kanton kannte ich noch gar nicht so en detail.
Frohe Weihnachten.
LG Myriam
Hi Myriam,
danke, das freut mich, dass ich Dir diese schöne Gegend in der Schweiz näherbringen konnte! Ein Besuch lohnt sich wirklich. Melde Dich gerne, wenn Du Fragen hast oder weitere Tipps brauchst!
Fussige liebe Grüsse, Jana
Wow wirklich wunderschöne Bilder! Am interessantesten find ich ja die Steintreppen und die alten Steinhäuser, das sieht ja wirklich urtümlich aus! Und dass da auch noch in so alten Kupferkesseln gekocht wird, da wird das Essen ja zum Erlebnis! 😀
Hi Babsi,
hehe, noch eine Steinliebhaberin habe ich in Dir gefunden. Klasse!
Ja, die Polenta aus dem Kupferkessel ist jedes Mal wieder ein Genuss. Schon allein deshalb lohnt ein Besuch im Süden der Schweiz!
Fussige liebe Grüsse, Jana
Das Foto der Steintreppe ist toll! Tessin erinnert mich an Fontanes “Effie Briest” 🙂
#BloKoSo
Hi Evy,
Steinliebhaber Nummer 3 im Bunde … ich wusste doch, dass diese Steinbaukunst gefällt und etwas Besonderes ist!
Wo siehst Du die Verbindung zu Effi Briest?
Fussige Grüsse, Jana