Wie in meiner Glücksliste für den Wonnemonat Mai geschrieben, besuchte ich meine gute Freundin Lena und lernte so Finnlands Hauptstadt Helsinki kennen. Drei Tage lang stromerten wir durch die Stadt, weniger aus Sicht eines Touristen, sondern, viel besser, aus der Sicht eines Einheimischen.
Das Wetter war uns richtig hold. Drei Tage lang Sonne pur, blauer Himmel und zum ersten Mal in diesem Jahr das Gefühl warmer Temperaturen. Wenn Engel reisen … Wie herrlich schön das war! Um dieses Geschenk ausgiebig geniessen zu können, verzichtete ich mehrheitlich auf den Besuch von Museen oder anderer Indoor-Sehenswürdigkeiten. Stattdessen erkundeten wir die Stadt zu Fuss. Nach drei Tagen mit ausgedehnten Stadtspaziergängen mit jeweils 36.000 Schritten war ich nicht nur ein bisschen geschafft, sondern entdeckte eine europäische Hauptstadt mit vielen Facetten.
Helsinki ist keine grosse Stadt, denn nur um die 600.000 Einwohner leben hier. Das macht die Stadt überschaubar und übersichtlich. Für einen ersten Eindruck empfiehlt sich eine knapp einstündige Rundfahrt mit den Trams 2 und 3. Danach kann man gut entscheiden, wo man starten möchte, um Helsinki zu entdecken.
Los geht´s mit den fabelhaften Gründen, die einen Besuch in Helsinki schmackhaft machen.
Sieben Fabelhafte Gründe für einen Besuch in Helsinki
1. Maritimes & Grünes
Helsinki liegt an der Ostsee und erstreckt sich neben dem Küstenstreifen auf fast 300 Inseln. Das Meer spürt man in jedem Winkel der Stadt. Es ist möglich, viele Teile Helsinkis durch einen Spaziergang an der Küste kennenzulernen. Verlässt man doch einmal den Küstenstreifen und zieht in Richtung innere Stadt, tauchen auch dann noch plötzlich kleine versteckte Meeresbuchten inmitten der Stadt auf, die an das Meer erinnern. Kreischende Möwen begleiten einen überall und immerzu.
Die überwiegende Mehrheit der Inseln ist mit einer Fähre erreichbar, die zum ÖPNV der Stadt gehört. Besitzt man eine Tageskarte, muss man für die Fahrt mit dem Schiff nicht noch extra etwas bezahlen. Das lädt gerade zu dazu ein, viele der Inseln zu erkunden und zu entdecken.
Selten habe ich eine so grüne Grossstadt erlebt wie Finnlands Hauptstadt. Die omnipräsente Ostsee auf der einen Seite, erwarten den Besucher ausserdem jede Menge Parks und dichte Wälder. Man kommt gar nicht daran vorbei, es den Finnen gleichzutun und sich im Grünen zu erholen.
2. Eine friedvolle Stadt mit entspannten Menschen
Schon nach sehr wenigen Stunden habe ich Helsinki als eine sehr friedvolle, stressfreie Stadt erlebt. Das liegt zum einen sicherlich am eben beschriebenen vielen Grün in der Stadt, zum anderen sicher auch an der skandinavischen Ruhe der Menschen. Ein dritter Grund ist, dass der Verkehr in der Stadt reibungslos läuft. So gut wie keine Staus und ein ÖPNV, der diesen Namen auch verdient. Geht doch, läuft!
Wie herrlich schön das doch ist, wenn man nicht neben lauten Fahrzeugen mit stinkendem Abgasen durch eine Stadt läuft. Ein Gefühl, welches in grösseren Städten nicht mehr per se erlebt werden kann. In Helsinki schon. Daumen hoch!
Wer neu in der Stadt ist findet mit diesem Routenplaner den schnellsten Weg von A nach B mit Bahn, Bus oder Tram.
3. Die kleine Insel Seurasaari
Seurasaari ist eine dieser 300 erwähnten Inseln. Eine besondere nach dazu. Dorthin fährt keine Fähre, denn das kleine Eiland ist durch eine alte, fast romantisch anmutende, Holzbrücke mit dem Festland verbunden. Eine Holzbrücke nur für Fussgänger, denn die Insel ist autofrei.
Am Wochenende strömen die Einheimischen mit ihren Picknickkörben hierher und geniessen die Ruhe, den Wald, das Meer – schlicht: einfach die Idylle. Picknicker aufgepasst: zahlreiche freche Eichhörnchen wollen mitfuttern!
In der Mitte der kleinen Insel, die man in knapp einer Stunde zu Fuss umwandern kann, befinden sich einige nostalgische Holzhäuser. Diese alten Holzhäuser, mitten im Wald von Seurasaari, unterstützen die ländliche Idylle, die die Insel ausstrahlt.
Ein Platz zum Verweilen, Ruhe geniessen, Sonne tanken, ausruhen.
4. Der Senatsplatz mit dem Helsinkier Dom
OK, eine sogenannte Sehenswürdigkeit darf hier nicht fehlen.
Der Senatsplatz, in der einschlägigen Literatur als Kleinod des Klassizismus beschrieben, ist unbedingt einen Besuch wert. Er wird dominiert vom russisch-orthodox angehauchten Dom, der weithin sichtbar ist. Ein Wahrzeichen der Stadt.
An schönen Tagen und an lauen Sommerabenden tummeln sich auf der riesigen Treppe vor dem Dom viele Menschen. Ein Anblick, der einlädt, ebenso zu verweilen. Ein Hauch von Spanischer Treppe aus Rom in Helsinki. Der Vorteil in Helsinki? Hier gibt es so gut wie keine Souvenirhändler.
Von Senatsplatz und Dom ist es nur ein Katzensprung bis zum Hafen. Dort warten die grossen Ostseefähren Richtung Schweden, Baltikum oder Russland.
5. Satt essen am Hafen und in der nahen alten Markthalle
Am lebendigen Hafen kann man nicht nur wunderbar das Treiben beobachten, sondern auch sehr lecker und günstig essen. Typisch finnisch versteht sich. An den einfachen, aber gemütlichen Marktständen gibt es Lachssuppe, Lachsfilet, Rentier und viele andere Köstlichkeiten. Ich kann die gegrillten Sardinen mit kleinen Kartoffeln wärmstens empfehlen.
Wer es exquisiter mag, spaziert ein Stück weiter in die nahe Markthalle. Diese gibt es seit über 120 Jahren und sie ist bekannt für ihr hochwertiges Angebot. Fisch, Meeresfrüchte und Fleisch in allen Varianten, Obst und Gemüse, Kaffee und Tee – alles da, was das Herz begehrt.
Während man am Hafen sitzend essen kann, bietet die Markthalle vornehmlich Stehtische.
Wer nach einem römischen Touch am Senatsplatz noch einen Londoner Push (”London Eye”) braucht, dem sei das Finnair Skywheel empfohlen. Das allgegenwärtige 40 Meter hohe Riesenrad, das höchste Finnlands, befindet sich ebenfalls am Hafen und ist (beinahe) täglich geöffnet.
6. Olympiastadion
Was heute nahezu undenkbar ist, war 1952 noch möglich. Eine kleinere, eher unauffällige Stadt wie Helsinki war Gastgeber der Olympischen Spiele. Instinktiv geht der Gedanke wohl zuerst zu Winterspielen, dem hohen Norden sei Dank, aber Helsinki war tatsächlich Gastgeber der Sommerspiele.
Das Helsinkier Stadion, welches bereits 1938, also weit vor den Olympischen Spielen erbaut wurde, trägt trotzdem den Namen Olympiastadion. Es gilt vielen als schönstes Stadion der Welt, nicht mehr zu vergleichen mit den modernen Multifunktionsarenen der heutigen Zeit.
2016 ist es wegen Renovierungsarbeiten geschlossen, so dass ich den Ausblick vom 72,71 Meter hohen Stadionturm nicht geniessen konnte. Die Höhe des Turmes entspricht übrigens der Siegerweite des finnischen Speerwurfolympiasiegers von 1932, Matti Järvinen.
7. Vappu am 1. Mai
In Helsinki beginnt der richtige Frühling, wenn man nach dem Event-Kalender geht, am 1. Mai. Oder besser noch am 30. April. Nämlich dann, wenn im Dunstkreis des Feiertages (Tag der Arbeit), alle arbeitenden Menschen und Studenten ins Zentrum der Stadt strömen und gemeinsam feiern.
Besonders die Studenten fallen auf. Die noch Studierenden tragen alle kribbelbunte Hosen, wobei die Farben der Hosen die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Fakultät oder Uni darstellt. Beide, Studierende und arbeitende Bevölkerung, tragen ausserdem weisse Mützen, einer Seemannsmütze ähnlich. Das sind Abitur-Mützen, die jedes Jahr wieder zum Tag der Arbeit herausgeholt und zur Feier des Tages aufgesetzt werden.
Helsinki wimmelt nur so von Menschen. Dem bunten Treiben kann man sich nicht entziehen und schlendert und feiert einfach mit. Man trifft sich zum Picknicken, schlendert durch die Stadt, Konzerte und Veranstaltungen finden statt. Ausserdem werden Unmengen von Luftballons gekauft. Ja, richtig gelesen. Luftballons in allen Farben, Formen, Gesichtern, Masken und Grössen. Von Gross und Klein gekauft.
Vappu, das ist der 1. Mai in Finnland: ein feuchtfröhlicher Tag der Arbeit und des Frühlings zugleich. Unbedingt erlebenswert!
7 fabelhafte Gründe für einen Besuch in Helsinki. Natürlich zu Fuss unterwegs ... Click To TweetEin fabelhafter Grund zum Ausruhen
Nach soviel Entdeckergeist braucht man einen Platz zum ausruhen, setzen lassen, begreifen, nachlesen und weiterplanen.
Ich empfehle das kleine Café El Fant in einer unscheinbaren Nebenstrasse in der Nähe des Hafens. Kaffee – und noch viel besser – vor allem Tee in allen Variationen gibt es hier, serviert mit dem gewissen Pfiff in angenehmer Atmosphäre.
Zum Bezahlen kann man die 1 und 2 Cent Münzen gut und gerne zu Hause lassen, denn die werden in ganz Finnland nicht als Zahlungsmittel akzeptiert. Da die Finnen sehr gut englisch sprechen, war auch diese kleine Komplikation schlussendlich schnell geklärt.
Mein Resumee: ich komme gerne wieder! Nicht nur, weil eine gute Freundin in Helsinki lebt, sondern weil mir die grüne, friedlich wirkende Stadt gefallen hat.
Hast Du weitere Tipps für einen Besuch in Helsinki? Dann hinein damit in die Kommentare!
Es ist verständlich, dass die Leute hierzulande ihre Landschaft lieben. Sie ist so sehr reich und zeigt Grosses gemischt … Und welch eine Musik füllt diesen heiteren Himmel! Beinahe unaufhörlich geht Wind, und da er auf viele verschiedene Pflanzen trifft, Gräser, Korn, Gesträuche und Wälder, entsteht ein sanfter, an- und abschwellender Wohlklang, der kaum mehr wahrgenommen wird und dennoch immer da ist. (Bertolt Brecht)
Hallo Jana,
schöner Bericht, der macht Lust los zu laufen und Helsinki kennen zu lernen.
Es muss ja nicht immer der Süden sein wo der Norden so viel schönes zu bieten hat.
Liebe Grüße aus Bremerhaven
Aurelia
Hallo Aurelia,
das freut mich sehr, dass ich Lust auf Helsinki machen konnte. Ich denke die Stadt hat auch kulturell noch sehr viel mehr zu bieten, was ich bei meinem Besuch gar nicht alles entdecken konnte. Gerade jetzt, in den langen Juni-Sommernächten (white nights), ist der hohe Norden noch etwas mehr eine Reise wert.
Es war für mich auch sehr interessant zu erfahren, dass eine grosse Sehenswürdigkeitdichte gar nicht notwendig ist, um eine spannende Stadt zu entdecken!
Fussige Grüsse, Jana